Nürnberg – Gordon Herbert war bedient. Nach der sportlichen Blamage, die dem neuen Basketball-Bundestrainer den Start in die Amtszeit gehörig vermieste, wollte der 62-Jährige im engen und grell ausgeleuchteten Pressesaal der Nürnberger Arena gar nicht viel sagen. „Ich übernehme zu 100 Prozent die Verantwortung“, sagte Herbert nach dem 66:69 gegen Estland, das nicht nur den sportlichen Druck auf die deutschen Basketballer in der WM-Qualifikation erhöht, sondern das ersatzgeschwächte und überhaupt nicht eingespielte Team ohne alle NBA- und Euroleague-Profis weiter verunsichern könnte.
Doch Zeit zum Nachdenken bleibt nicht viel. Für das Team um Kapitän Robin Benzing geht es direkt weiter nach Polen, wo am Sonntagabend (20.00 Uhr/Magentasport) in Lublin das zweite Quali-Match für die Titelkämpfe in Japan, den Philippinen und Indonesien steigt.
Statt das enttäuschte und enttäuschende Team in die Pflicht zu nehmen, schützte der Kanadier am Donnerstagabend seine Profis und lenkte den Unmut auf seine eigene Person. „Es ist, wie es ist“, sagte der Coach – und wirkte ob des Rückschlags ein Stück weit ratlos.
In seinen ersten beiden Länderspielen hat es Herbert alles andere als einfach. Die NBA-Profis um Dennis Schröder und Riesentalent Franz Wagner fehlen genauso wie die Spieler von Meister Alba Berlin und Pokalsieger FC Bayern, weil diese in der Euroleague spielen mussten. Dies galt aber nur für das Spiel gegen die Esten. Auf die Frage, ob er nun Verstärkung für das wegweisende Polen-Spiel bekomme, antwortete Herbert: „Nein.“ Der ewigjunge Konflikt zwischen dem Weltverband Fiba und der Euroleague bleibt ein Reizthema, im Falle der Deutschen nun noch deutlich verschärft durch den sportlichen Fehlstart.
„Die WM ist ein ganz wichtiges Event, ein Muss sozusagen“, sagte Armin Andres, Vizepräsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), bei Magentasport. Auf dem Weg dorthin und zur Heim-EM 2022 in Köln und Berlin sollte die erste Qualifikationsphase eigentlich nur einer Erfüllung der sportlichen Pflicht gleichen – die zahlreichen Ausfälle hin oder her. Eine erfolgreiche WM-Quali gilt als Pflicht. dpa