Zu Beginn ein gut gemeinter Ratschlag an Fans und Verantwortliche des FC Bayern München: durchatmen. Kopf freikriegen. Das Geschehene mit gesunder zeitlicher Distanz betrachten. Das ist bitter nötig. Immerhin wird die diesjährige Jahreshauptversammlung mit all ihren Buhrufen, Pfiffen, Schmähungen, Tumulten und abgelehnten Anträgen als der unrühmlichste Jahresgipfel aller Zeiten in die Geschichte eingehen.
Daran hat freilich auch der Verein Mitschuld. Es war vor allem das Thema Katar, das die Gemüter im Audi Dome erhitzte und für explosive Stimmung unter den Fans sorgte. Und darauf hätte man besser vorbereitet sein müssen. Die Kritik aus den eigenen Fanreihen am Sponsoring der staatlichen Fluggesellschaft „Qatar Airways“ besteht bereits seit Jahren. Die Art und Weise, wie der frühere Adidas-CEO Herbert Hainer den gern beschworenen „Dialog“ (ab)moderierte, war zu wenig Vereinspräsident und zu viel Vorstandsvorsitzender. Teilweise dünnhäutig und patzig. Als noch einige wenige Wortmeldungen übrig waren, beendete das Vereinsoberhaupt diesen Teil der Jahreshauptversammlung angesichts fortgeschrittener Stunde abrupt. Auch das hätte man charmanter lösen können.
Dass von den Anhängern im Anschluss „Hainer raus!“ und „Wir sind Bayern – und ihr nicht!“ skandiert wurde, war zu viel des Guten. Immerhin waren es die Fans, die zuvor eine sachliche Diskussion eingefordert hatten und mit ihrem aggressiven Verhalten kurze Zeit später die Grenzen des Anstands überschritten. Schlichtweg skurril wurde es, als ein Fan seine Wortmeldung kurzer Hand auf einem Stuhl und ohne Mikrofon vortrug und in einem Anflug von Größenwahn schrie: „Wir sind die Mitglieder. Wir sind der Verein!“
Dieses Beispiel zeigt: Es war bereits im Vorfeld der Jahreshauptversammlung zu erahnen, dass die Anhänger an diesem Abend auf Krawall aus waren. Selbst die Nachricht, dass der FC Bayern bei Weitem nicht entschieden habe, den Sponsoren-Vertrag mit Katar über das Jahr 2023 hinaus zu verlängern ging in der Hitze des Gefechts unter. An diesem Abend fehlte schlichtweg beiden Seiten das nötige Fingerspitzengefühl füreinander.
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