Dreßens Ziel ist die Saison 2022/23

von Redaktion

SKI ALPIN Deutschlands bester Abfahrer ist wieder fit, setzt aber auf einen „ruhigen Aufbau“

VON ELISABETH SCHLAMMERL

Gröden – Thomas Dreßen steht wieder auf Skiern, das ist die gute Nachricht. Aber bisher schnallte er sich nur schmale Latten an, nicht die etwas breiteren, auf denen er sonst unterwegs ist. Mit Langlauf hat der beste deutsche Abfahrer nach der schweren Knieoperation Ende Februar sein Comeback auf Schnee gestartet und ist optimistisch, bald auch wieder auf die Piste gehen zu können. „Die harte Arbeit und die vor allem auch die Geduld haben sich ausgezahlt“, sagte er.

Einen konkreten Zeitpunkt für seine Rückkehr gibt es noch nicht, „es kann jederzeit der Fall sein“, erklärt er. Allerdings nicht schnell genug, um bereits im Januar wieder Weltcuprennen zu bestreiten und sich noch für die Olympischen Winterspiele in Peking zu qualifizieren. Bis zur Abfahrt in Wengen Mitte Januar sei es „nicht möglich, die Skitage herzubekommen, die bräuchte“, weiß er. Und ein Start in Kitzbühel eine Woche später habe sich damit auch erledigt, „denn das ist der falsche Ort für das erste Rennen“, findet Dreßen. Sein Fokus liege jetzt auf der nächsten Saison. Cheftrainer Christian Schwaiger unterstützt einen langsamen Aufbau. Man dürfe nichts überstürzen, denn „Tom ist unsere Zukunft“, sagte der Österreicher am Rande des Weltcups in Gröden.

Vor zehn Monaten hatte Dreßen sein letztes Rennen bestritten, und es war auch das einzige der gesamten vergangenen Saison. Wegen einer Hüftoperation hatte er zu Beginn des Winters länger pausieren müssen. Zur WM in Cortina d’Ampezzo kehrte er zurück, und dort machte ihn nicht die Hüfte zu schaffen, sondern das rechte Knie, das er sich gut zwei Jahre davor bei einem Sturz in Beaver Creek ramponiert hatte. Deshalb unterzog sich Dreßen anschließend einer Operation. Dabei wurden ihm freie Knorpelstücke entfernt und anschließend neues Knorpelgewebe aufgebaut. Mikrofrakturierung heißt die Methode, bei der der Knochen unterhalb des defekten Knorpels angebohrt wird. Aus dem Knochengewebe tritt Blut aus, das gerinnt. Der entstehende Schorf enthält Stammzellen aus dem Knochenmark, die sich in Knorpelzellen umwandeln können. Dieser neue Faserknorpel gilt jedoch als weniger belastbar als der ursprüngliche Gelenkknorpel.

Allerdings war Dreßen stets optimistisch, seine Karriere fortsetzen zu können. „Im besten Fall acht bis zehn Jahre“ wolle er noch fahren, hatte er Mitte Oktober erklärt. Sein Zeitplan sah damals noch vor, Anfang Dezember wieder auf Ski zu stehen, um dann „einen ruhigen, konsequenten Aufbau“ zu machen. Die Verzögerung, das Warten nerve, gibt er zu. „Aber ich habe die Riesenchance, den ganzen Winter eine schöne Vorbereitung zu machen, um im Frühjahr topfit zu sein.“ Wenn das Training für den nächsten Winter beginnt. Mit Dreßen.

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