Gianni Infantino spricht furchtbar gerne über Geld. Am liebsten über die ganz hohen Beträge, also über die Milliardensummen, die er als Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA in Fluss bringen möchte. Und so ist es nicht sonderlich überraschend, dass der Schweizer in die aktuelle Kontroverse um seine von ihm ausgeheckte WM-Reform (alle zwei Jahre ein Turnier) die Aussicht auf satte Mehreinnahmen und daraus resultierenden Zuwendungen ins Spiel brachte. Pro WM-Zyklus gäbe es ein zusätzliches Plus von 4,4 Milliarden Dollar. Davon ließen sich für jeden der 211 FIFA-Verbände eine hübsche Entwicklungshilfe von 19 Millionen abzwacken. Das ist, genau betrachtet, eine Menge Geld. Vor allem für die vielen Mikro-Verbände wie beispielsweise Aruba, Amerikanisch-Samoa, Turks & Caicos oder Vanuatu, die ja alle – demokratisch wie die FIFA ist – das gleiche Stimmrecht haben wie Frankreich, Brasilien oder Deutschland. Der Schluss liegt nahe: Derlei finanzielle Versprechungen könnten durchaus an Abstimmungen geknüpfte Entscheidungsprozesse – in Infantinos Sinne – erleichtern.
Allerdings ist es durchaus denkbar, dass die Überzeugungskraft der von Infantino vorgebrachten – nennen wir es – Argumente nicht ganz ausreichen wird, um seine WM-Absichten zu realisieren. Denn der FIFA-Boss hat es mittlerweile mit einem Kontrahenten zu tun, der aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie er. Aleksander Ceferin, Chef des europäischen Fußball-Verbandes UEFA. Der Slowene lässt sich zwar auch kaum eine Gelegenheit entgehen, die Kommerzialisierung des Fußballs weiter zu forcieren. Aber genau deswegen leistet er nun geharnischten Widerstand gegen die FIFA-Pläne. Ihn motiviert die berechtigte Befürchtung, eine WM-Verdoppelung könnten der Strahlkraft seine Premium-Produkts, die Europameisterschaft, erheblich abträglich sein.
Somit befinden sich Infantino und Ceferin, beide Rechtsanwälte, seit Wochen im Clinch, rechnen sich – mit Hilfe von Marktforschungsunternehmen – gegenseitig vor, wie viel die Verkürzung des WM-Rhythmus bringt – oder eben der UEFA und ihren Verbänden kostet. Mittlerweile hat Ceferin sogar eine Allianz mit dem südamerikanischen Verband CONMEBOL geknüpft und gedroht, bei der Nations League (auch so ein Turnier, das niemand braucht) die Südamerikaner mitspielen zu lassen. Das wäre dann eine direkte Konkurrenzveranstaltung zur FIFA-Weltmeisterschaft.
Noch ist nichts entschieden, und derzeit unklar ist, wer als Sieger aus der Fehde hervorgeht. Der Fußball wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sein.
Armin.Gibis@ovb.net