London – Weihnachtsfriede? Nicht mit Jürgen Klopp! Mit eisiger Miene und beißendem Spott kommentierte der Teammanager des FC Liverpool den vollgepackten Terminkalender, der ihm wieder mal das Fest verhagelt. „Wenn das, was ich sage, mehr helfen würde, würde ich es noch öfter sagen. Aber es ändert nichts“, schimpfte er: „Das Einzige, was ich damit erreiche, sind Schlagzeilen. Aber die kommen nie am richtigen Ort an.“
Nämlich bei den zuständigen Verbänden. „Ich sorge mich nicht erst seit diesem Jahr um das Wohlergehen der Spieler“, sagte Klopp, „ich rede seit sechs Jahren oder länger darüber.“ Doch weder beim Weltverband FIFA noch bei der für Europa zuständigen UEFA findet er Gehör – und auch nicht bei den Organisatoren der englischen Premier League. Das nervt Klopp. Und zwar gehörig. „Ich kann nicht erkennen, dass es zu Änderungen kommen wird“, sagte der Deutsche am Mittwochabend und lachte sarkastisch.
Kurz zuvor hatten seine Liverpooler mit einem dramatischen 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Leicester City das Halbfinale des Ligapokals erreicht (3:3 stand es nach regulärer Spielzeit – mit zwei späten Toren der „Reds“) – und die Terminhatz damit ins Groteske gesteigert. Klopps geschlauchtes Team muss über den Jahreswechsel sechs Spiele binnen zweieinhalb Wochen bestreiten. Immerhin: Das Spiel am Boxing Day (26. Dezember) wurde abgesagt. Zu viele Corona-Fälle bei Gegner Leeds.
Dabei hält die Corona-Mutante Omikron längst das ganze Land in Atem, zahlreiche Clubs ächzen unter der zusätzlichen Belastung durch immer mehr positive Tests. Auch ein erneuter Ausschluss der Zuschauer ist kein Tabu mehr. Am Donnerstagabend (23. Dezember) wollten die Premier-League-Clubs zusammenkommen und erörtern, ob der Beschluss von Montag – weiter so! – noch haltbar ist. Klopp meint: nein!
Sein Vorschlag: Das Halbfinale im Ligapokal, das in Hin- und Rückspiel für die ersten beiden Januarwochen angesetzt ist, in nur einer Begegnung zu absolvieren. Klopp trifft dort auf den FC Arsenal, Thomas Tuchels FC Chelsea bekommt es mit Tottenham Hotspur zu tun.
„Ich bin absolut der Meinung, dass ein Spiel reichen würde“, sagte Klopp über die Vorschlussrunde im Carabao Cup, und er ergänzte spöttisch: „Aber was ich sage, ist ja nicht wichtig.“ Spurs-Coach Antonio Conte schloss sich seinem Vorschlag an, Leicesters Trainer Brendan Rodgers warb erneut für fünf Spielerwechsel in der Liga.
Klopp hatte schon in seinem Vorwort im Stadionheft zum Pokalspiel über den Kalender geschimpft. Dass Liverpool nach dem Duell mit Leeds United am Boxing Day (Sonntag, 13.30 Uhr) nur zwei Tage später (Dienstag, 28. Dezember, 21.00 Uhr) nach Leicester muss, sei „völlig falsch“, schrieb er erbost, „gerade in dieser Situation“ mit Omikron.
Er betrachte die Lage mit „wachsender Sorge“. Denn wegen der Anhäufung von Terminen sind viele Trainer gezwungen, ihre Stars quasi aus der Quarantäne auf den Platz zu schicken. Dass die Regierung die Isolationszeit von zehn auf sieben Tage reduziert hat, dürfte den Druck noch steigern.
„Wir hatten selbst Fälle, das ist nicht cool und als Mensch machst du dir einfach Sorgen“, schrieb Klopp: „Die Unsicherheit macht es schwierig für alle und verursacht unweigerlich Bedenken.“ Doch sein Kapitän Jordan Henderson gibt sich keinen Illusionen hin. „Ich fürchte“, sagte er der BBC, „dass niemand sich wirklich um das Wohlergehen der Spieler schert.“ sid