Ingolstadt – Dietmar Beiersdorfer räumt die Tassen ab und bringt sie in die Küche. Der neue Sportchef packt nach dem Jahresabschlussgespräch in der Spielerkabine des FC Ingolstadt selber mit an. Beiersdorfer ist erst seit Anfang November Boss beim Tabellenletzten der 2. Liga. Und so manches ist anders als auf seinen vorherigen Stationen. „Das Schöne ist, dass es hier nicht verkrustet ist, sondern offen und gestaltbar“, erzählt der 58-Jährige, während er eine Nussecke isst.
Beiersdorfer gehörte früher zur ersten Manager-Riege im deutschen Profifußball. „Dukaten-Didi“ wurde der gebürtige Fürther vom Boulevard fast schon liebevoll genannt, weil er ab Mitte der 2000er beim Hamburger SV exzellente Renditen mit Verkäufen von Spielern wie Khalid Boulahrouz, Daniel van Buyten, Rafael van der Vaart oder Nigel de Jong erzielte.
Zweimal – seine Jahre als Abwehrspieler nicht eingerechnet – arbeitete Beiersdorfer für den Hamburger SV. Spätestens während seiner unglücklichen Zeit als Vorstandschef in den 2010ern wurde der Ruf von „Dukaten-Didi“ heftig ramponiert.
Für Red Bull arbeitete der einmalige Nationalspieler außerdem als Generalbevollmächtigter für den Fußball-Bereich, dem vom Erdgasriesen Gazprom alimentierten russischen Groß-Club Zenit St. Petersburg diente Beiersdorfer als Sportdirektor. Nun also der FC Ingolstadt, der dahin zurück möchte, wo er von 2015 bis 2017 schon einmal war: in der Bundesliga.
Doch erst mal müssen die Schanzer den Absturz in die Drittklassigkeit verhindern. Sieben Punkte trennen den FCI von Relegationsplatz 16. „Unsere Ausrichtung ist: Wir wollen alles dafür tun, um den Klassenerhalt zu schaffen. Wie wir das tun, ist mir egal“, äußerte Beiersdorfer, der nach langer Job-Pause „endlich wieder Gras riechen“ wollte.
Das Wie beinhaltete gleich einen Trainerwechsel. André Schubert musste vor zwei Wochen gehen, Rüdiger Rehm übernahm. „Mit dem Trainerwechsel haben wir den Impuls gesetzt, dass wir alles dafür geben, um um den Klassenerhalt zu spielen“, erläuterte Beiersdorfer, der seine ersten Wochen in Oberbayern auch als „total intensiv“ empfand. Das 3:0 vor der Winterpause gegen Dynamo Dresden war ein Mutmacher. „Das war emotional und psychologisch sehr wichtig, wir wollen das aber nicht überbewerten“, befand Beiersdorfer.
Der Wahl-Hamburger ist in dieser Transferperiode auch als Kaderplaner extrem gefordert. Der Kader soll verschlankt und gleichzeitig verbessert werden. Am 2. Januar starten die Ingolstädter die Vorbereitung auf die restliche Rückrunde, am 16. Januar gastieren sie in Heidenheim. Das Ziel für Beiersdorfer & Co. ist klar: die Rettung. „Es ist noch ein langer, langer Weg für uns“, sagte Kapitän Stefan Kutschke. dpa