Oberstdorf – Und dann kam es doch noch kurz zu der Begegnung, die es noch öfter geben dürfte, bei dieser 70. Vierschanzentournee. Karl Geiger huschte kurz zur Leaders-Box des Führenden. Um dem einzigen Mann zu gratulieren, dem er in der Qualifikation in Oberstdorf unterlegen war. Ryoyu Kobayashi hatte Geigers 127,5-Meter-Flug noch um 1,5 Meter übertroffen. Der Japaner angelte sich den ersten, 3200 Schweizer Franken schweren Siegerscheck der Tournee und schickte schon einmal eine kleine Duftmarke an die Konkurrenz. Wer dieses Turnier gewinnen will, der muss erst an mir vorbei kommen.
Geiger kratzte das natürlich noch wenig. Der Oberstdorfer wollte sich vor allem gut in den ersten Tourneewettbewerb hineintasten. Das klappte gut, trotz eines kleinen technischen Fehlers beim Absrung. „Ich bin ganz zufrieden“, sagte er.
Dabei hätte dieser erste Tournee-Ernstfall auch ganz schnell eine böse Überraschung mit sich bringen können. Regen und Wind hatten den Schattenberg fest im Griff. Und das in einem Ausmaß, das auch Renndirektor Sandro Pertile schnell für unzumutbar hielt. Der Wettbewerb wurde für längere Zeit unterbrochen. Vor allem Severin Freund wird es mit einigen Sorgenfalten mit angesehen haben. Der Münchner hatte gleich mit Startnummer zwei einen 126-Meter-Flug hingelegt und durfte es sich in der erwähnten Leaders-Box letztlich eineinviertel Stunden gemütlich machen. Soweit es im strömenden Regen gemütlich sein kann. „Das war nicht mal mein bester Sprung hier“, sagte er nach Platz neun, „aber darauf kann man aufbauen, ich bin happy.“
Und die aufkeimende Sorge, dass ein Abbruch den so schönen ersten Auftritt zunichte machen könnte, war schnell verflogen. Die Jury regierte schnell, als die Wetterdienste ein kurzes Fenster mit besseren Bedingungen signalisierten, schickte man die Athleten unter Hochdruck in die Anlaufspur. Gewagt, aber erfolgreich – am Ende stand eine sportlich faire Qualifikation.
Die aber auch ihre Verlierer hatte. Einer davon war Andreas Wellinger. Der Ruhpoldinger platschte bei heftigem Rückenwind schon bei 108 Metern in den feuchten Schnee von Oberstdorf. Das reichte auch mit 17,6 Punkten Windzuschlag nur zum 51. Platz. Ein halber Punkt mehr und Wellinger hätte im heutigen Wettkampf gleich einmal einen Großauftritt im Duell mit Qualifikationssieger Ryoyu Kobayashi gehabt. So muss Wellinger zuschauen sind die Gedanken an einen guten Platz in der Gesamtwertung sind schon nach einem Sprung verflogen. Schwacher Trost, dass es Timi Zajc nicht besser ging. Der hoch eingeschätzte Slowene muss nach 109,5 Metern und Platz 55 im Wettkampf ebenfalls zuschauen.
Immerhin: Die anderen sechs Deutschen bissen sich allesamt durch. Am besten erging es noch Markus Eisenbichler. Der Siegsdorfer flog mit 132 Metern weiter als alle anderen Springer an diesem Tag und ging doch zeternd aus dem Auslauf weil er sich im Aufsprung einen Schnitzer erlaubt hatte. „Es passt gerade nicht ganz“, zürnte er sich selbst.
Geiger war nicht nach solchen Gedanken. DemLokalmatador hatte der Auftakt Lust auf mehr gemacht, wie er ankündigte. „Ich greife morgen an“,