Die Not-Bayern zu harmlos

von Redaktion

Stark ersatzgeschwächtes Rekordmeister-Team verliert erstes Spiel des Jahres

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Nein, die Verantwortlichen des FC Bayern waren nicht glücklich darüber, dass die Partie gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend angepfiffen wurde. Und nach der 1:2 (1:2)-Niederlage zum Rückrunden-Auftakt dürfte sich die Münchner Führungsetage in ihrem Eindruck bestätigt gefühlt haben.

„Es gibt Regularien von der DFL, die nehmen wir an und akzeptieren wir. Aber die wurden in einer Zeit gemacht, in der es Corona noch nicht gegeben hat. Ich kann nur anregen, wenn sich alles beruhigt hat, das noch mal zu überdenken“, ließ Vorstandschef Oliver Kahn bereits im Vorlauf der Partie bei DAZN wissen.

Der deutsche Rekordmeister musste Corona-bedingt bekanntlich auf neun Stammspieler und die verletzten Josip Stanisic (Reha nach Muskelbündelriss) und Leon Goretzka (Knie) verzichten. „Es ist ein absolutes Novum, dass elf absolute Stammspieler nicht dabei sind. Mir als ehemaligem Sportler will es nicht verständlich werden, dass Spieler, die langfristig verletzt sind wie Goretzka oder Stanisic, als einsatzfähig gelten“, bemängelte Kahn.

Diese Kritik war an Donata Hopfen adressiert, die gestern zum ersten Mal in ihrer neuen Funktion als DFL-Geschäftsführerin auf der Ehrentribüne der Allianz Arena Platz nahm – und den Bayern eine mögliche Verschiebung verwehrte. „Wir haben diskutiert, ob es richtig ist, zu spielen. Die DFL hat es so entschieden“, berichtete Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei Sat.1.

Also war Bayern-Trainer Julian Nagelsmann zum Improvisieren gezwungen. Darum lief beispielsweise Joshua Kimmich in seinem ersten Spiel seit November mal wieder als Rechtsverteidiger auf. Mit dem 19-jährigen Malik Tillmann feierte ein talentierter Offensivspieler seine Bundesliga-Startelf-Premiere. Mit Amateur- und Jugendspielern war auch die Münchner Auswechselbank aufgefüllt worden. „Wenn sie sich in die Buchse machen und Fehler machen, ist das nicht ideal. Wenn sie Fehler machen, dann sollen sie schon etwas riskieren“, lautete Nagelsmanns Arbeitsanweisung an die Campus-Kicker.

Zu Beginn der Partie sah es noch ganz danach aus, als ob der wild zusammengewürfelte Bayern-Haufen kurzen Prozess mit den unauffälligen Gladbachern machen und sich für die 0:5-Pokal-Blamage revanchieren würde. Etwas mehr als eine Viertelstunde war gespielt, als Robert Lewandowski eine sehenwerte Kombination mit einer sehenswerten Ballmitnahme und einem satten Schuss ins kurze Eck zur 1:0-Führung vollendete. Von den Gästen war auch nach dem Gegentor nicht viel zu sehen. Der Ausgleich kam daher überraschend: Nach einer Flanke von rechts missglückte der Klärungsversuch von Kimmich und landete bei Ex-Löwe Florian Neuhaus, der volley abzog und durch die Beine von Sven Ulreich zum 1:1 traf (27.).

Beim 2:1-Führungstreffer der Fohlen sah der Ersatztorwart ebenfalls nicht gut aus. Nach einem Eckstoß ließ Stefan Lainer den Ball per Kopf direkt neben Ulreich einschlagen. Nach dem Seitenwechsel rannten die Bayern an, blieben im Abschluss aber insgesamt zu harmlos. Es fehlte allerdings auch etwas Glück: Erst lenkte Sommer einen strammen Schuss von Jamal Musiala (56.) über die Latte, danach spitzelte Müller das Leder aus kurzer Distanz in die Arme des Torhüters (58.) und zu guter Letzt knallte Lewandowski den Ball an den Querbalken (62.). Der Bayern-Trainer versuchte die Offensive in der Schluss-Viertelstunde zu beleben und brachte mit Paul Wanner (16) und Lucas Copado (17) zwei unbekümmerte Top-Talente. Doch es halft nichts. Das neue Fußballjahr startet für die Not-Nagelsmänner mit einer Niederlage.

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