Oberhof – Anhaltender Aufwärtstrend bei den Männern, weiter Sorgen bei den Frauen: Im wilden Oberhofer Schneesturm haben die deutschen Skijäger im Olympia-Jahr ihre jüngsten Trends fortgesetzt. Während die Frauen ohne Franziska Preuß erneut der Weltspitze nachliefen, mausert sich Johannes Kühn vier Wochen vor Beginn der Spiele immer mehr zur größten deutschen Medaillenhoffnung für Peking.
Trotz zweier Schießfehler verpasste der einzige deutsche Saisonsieger am Freitag im Sprintrennen bei starkem Flockenwirbel und böigem Wind das Stockerl als Vierter nur um 3,5 Sekunden. Hadern wollte Kühn allerdings überhaupt nicht. „Klar war es knapp mit dem Podest. Aber zum Reinkommen nach der Weihnachtspause und dann noch mit den Bedingungen bin ich auf jeden Fall zufrieden“, sagte der 30-Jährige: „Es war richtig, richtig hart.“
Doch nicht nur Kühn trotzte beim Sieg des Russen Alexander Loginow den teils wüsten Schneeverwehungen auf der Strecke. Das deutsche Team zeigte sich geschlossen in starker Laufform und fuhr das beste Mannschaftsergebnis des Winters ein. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichler: „In den Laufzeiten haben wir fast alle in den Top 16, die Techniker haben den Heimvorteil genutzt und einen top Job gemacht.“
Roman Rees schaffte als Fünfter mit nur einem Schießfehler sein drittbestes Karriereergebnis. „Normal bin ich ein Schönwetter-Sportler, aber heute kam ich echt gut damit klar“, sagte der 28-Jährige. Erik Lesser schaffte mit Rang 15 und Erfüllung der zweiten Teilnorm für Olympia seine persönliche Erlösung, doch freuen darüber wollte er sich wegen seiner drei Schießfehler nicht.
„Stehend ist nicht ausreichend, das wäre eine Fünf plus in der Schule gewesen. Es war fast null Wind, und ich schieße die letzten zwei weg. Damit bin ich absolut unglücklich“, sagte der 33-Jährige gewohnt selbstkritisch. Schlechte Ausgangspositionen für den Verfolger am Sonntag (12.30 Uhr) haben einzig Benedikt Doll als 38. und Philipp Nawrath auf Rang 51.
Nicht viel besser lief es bei zunehmendem Nebel für das Frauen-Sextett. Hoffnungsträgerin Franziska Preuß musste beim ersten Heimrennen der Saison wegen ihrer Fußverletzung nach dem verflixten Treppensturz kurz vor Weihnachten pausieren. Und einmal mehr zeigte sich: Ohne die Frontfrau laufen die Skijägerinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV) derzeit nicht um die Podestplätze. Auf der Strecke sind die Rückstände zu groß.
Außer bei Denise Herrmann, die sich mit der siebtbesten Laufzeit nach ihrer kurzen Erkältung vor Weihnachten auf der Strecke ordentlich präsentierte. Sie verbaute sich ein Topergebnis aber mit drei Fehlern, zwei davon im Stehendanschlag. „Es war stehend vom Wind machbar, aber die Schüsse habe ich komplett weggezogen“, sagte die 33-Jährige: „Auch im Laufen hätte ich mich gerne noch näher dran gesehen. Ein paar Körner haben gefehlt.“
Beste Deutsche beim Sieg der Norwegerin Marte Olsbu-Röiseland war die fehlerfreie Thüringerin Vanessa Voigt auf Platz zwölf. Vor den Verfolgern stehen an diesem Samstag noch die Mixed-Staffel (12.15 Uhr) und das Single Mixed (14.45 Uhr/alles ARD und Eurosport) auf dem Programm. sid