Es ist immer wieder erstaunlich, wie schlecht Fußballer und oft auch Funktionäre über die Strukturen in ihrem Sport Bescheid wissen. Die wolkig formulierten und in Richtung der Deutschen Fußball Liga, der DFL, vorgetragenen Vorhaltungen des FC Bayern laufen jedenfalls ins Leere. Der Tenor der Münchner Kritik nach der 1:2-Niederlage gegen Mönchengladbach lautete: Kann doch nicht sein, dass auf die Umstände speziell in München mit neun Coronafällen und einigen Verletzten mit dem Festhalten an der Terminierung reagiert würde. Doch, es kann so sein, es muss sogar so sein. Denn die DFL ist nicht eine unnahbare Regierung des deutschen Profifußballs, sondern ihr Dienstleister, der letztlich umsetzt, was seine 36 Mitglieder, die Clubs aus 1. und 2. Bundesliga, vorgeben. Und den nun eingetretenen Fall haben sie vorab genau so geregelt. Weil es zuvorderst um die Einhaltung vertraglicher Verpflichtungen geht, die wiederum den Zufluss der Gelder aus den Medienerlösen garantieren. Der Einfluss gerade des FC Bayern ist sicher nicht zu gering in der DFL.
Klar wäre jetzt, bevor die Champions-League-Wochen wieder beginnen, Luft gewesen für eine Verlegung. Doch wie wäre dann mit dem an Sat.1 verkauften Freitagabendspiel zur Rückrundeneröffnung zu verfahren gewesen? Hätten die Clubs Geld zurückgezahlt? Hätte die DFL dem Fernsehpartner auf die Schnelle Greuther Fürth gegen VfB Stuttgart als Ersatz anbieten sollen? Dann war Bayern – Mönchengladbach in dieser einmaligen personellen Edition doch das bessere Programm.
Falls Corona einen Kader unter die vereinbarte Grenze reduziert, was geschehen kann, wenn ein örtliches Gesundheitsamt so rigoros vorgeht wie in anderen Mannschaftssportarten, müssen Spiele verlegt werden. Doch eine Welle, wie der FC Bayern sie erlebt hat, sollten Bundesliga-Clubs, die sich Kader mit über 30 Profis halten, von denen jeder, wie die Trainer versichern, wichtig ist, auffangen können. Auch die Prävention von Verletzungen ist teils beeinflussbar und nicht nur Schicksal.
Und nicht zu vergessen: Die jüngsten Corona-Infektionen betrafen die fröhlich weltreisenden Spieler der Bayern. Riskantes privates Verhalten haben nicht die Münchner Konkurrenz und die DFL aufzufangen.
Guenter.Klein@ovb.net