Adelboden – Überglücklich ballte Skirennfahrer Linus Straßer seine Fäuste und reckte die Ski am legendären Chuenisbärgli nach oben. Exakt ein Jahr nach seinem fulminanten zweiten Platz in Adelboden raste der 29-Jährige vom TSV 1860 München am Sonntag an gleicher Stelle erneut aufs Podest. Dank eines starken zweiten Slalomlaufs bei schwieriger Sicht verbesserte sich der Techniker noch um elf Ränge auf Platz drei.
Durch sein bisher bestes Saisonergebnis knackte der Bayer gleichzeitig die verbandsinterne Norm für die Olympischen Winterspiele in Peking. „Es sind wahnsinnig schwierige Bedingungen, und ich habe es geschafft, keine riesen Fehler zu machen“, kommentierte Straßer seinen Erfolg. Jetzt seien erst eimal zwei, drei Tage Pause angesagt. Zuletzt war Straßer hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Der Sieg ging vor Tausenden Skifans völlig überraschend an den Österreicher Johannes Strolz. Der 29 Jahre alte Vorarlberger war zuvor in seiner Karriere erst einmal unter den besten Zehn gelandet. Seine Tränen konnte er im Moment seines größten sportlichen Erfolges nicht mehr zurückhalten. Zweiter wurde Landsmann Manuel Feller. „Mehr als verdienter Sieger, unglaublich. Ich glaube, da braucht er ein paar Tage, bis er das realisiert“, freute sich Feller mit dem Sensationssieger Strolz.
Aus dem fünfköpfigen Aufgebot des Deutschen Skiverbandes schaffte es außer Straßer nur David Ketterer in den Finaldurchgang der besten 30. Mit Platz 23 erreichte der Sportsoldat vom SSC Schwenningen das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere. „Ich freue mich heute sehr, dass ich mal wieder im zweiten Durchgang war“, sagte der 28-Jährige. 2018 war Ketterer letztmalig unter die Top 30 gefahren. Anton Tremmel, Julian Rauchfuss und Fabian Himmelsbach hatten den Finallauf verpasst.
Im slowenischen Kranjska Gora gab es zudem ein weiteres gutes Münchner Ski-Ergebnis, denn die für den SV Germering startende Lena Dürr hat ihr Zwischentief überwunden. Im vorletzten Slalom vor den Olympischen Spielen in Peking belegte die 30-Jährige den vierten Rang. Ihre dritte Podestplatzierung in diesem Winter verfehlte Dürr beim fünften Saisonsieg von Petra Vlhova (Slowakei) vor Wendy Holdener (Schweiz) und Anna Swenn Larsson (Schweden) um 0,23 Sekunden.
Erfreulich war aus deutscher Sicht auch das Abschneiden von Emma Aicher. Die 18-Jährige erfüllte durch Rang 13 die Norm für die Winterspiele (4. bis 20. Februar). Schon im November hatte Aicher, die bei der WM im vergangenen Februar zur deutschen Bronzemedaille im Team-Wettbewerb beigetragen hatte, einen 14. Rang im finnischen Levi belegt.
Dürr hatte die Saison mit zwei dritten und einem fünften Rang begonnen, in den beiden vorangegangenen Slaloms aber mit den Plätzen 18 und 11 enttäuscht. Nun profitierte sie unter anderem vom Ausscheiden von Mikaela Shiffrin im zweiten Lauf. Die Amerikanerin, am Vortag Siebte beim Riesenslalom-Sieg von Sara Hector (Schweden), bleibt aber im Gesamtweltcup vorne – knapp vor Rivalin Vlhova.
In die Freude über Dürr und Aicher mischte sich bei den Deutschen aber auch die Sorge um Paulina Schlosser. Die 20-Jährige von der Schwäbischen Alb stürzte am Samstag im ersten Durchgang ihres zweiten Weltcup-Rennens, dabei erlitt sie einen Bruch des Unterschenkels. dpa