Eine der merkwürdigsten Personalentscheidungen des Spieltags traf Adi Hütter, der Trainer von Borussia Mönchengladbach. Womöglich nicht gänzlich aus eigenem Antrieb, sondern motiviert von seinem Vorgesetzten Max Eberl. Die (gemeinsame) Maßnahme war: Matthias Ginter wurde auf die Bank gesetzt, statt seiner spielte Marvin Friedrich.
Ginter ist Nationalspieler und einer aus der Kategorie von Bundesliga-Akteuren, die als unverzichtbar gelten und nahezu selbstverständlich jede Minute bestreiten. Ginter war stark beim Sensationssieg in München. Friedrich ist ein Guter, aber er hat nicht die Möglichkeiten Ginters, er kam erst wenige Tage zuvor von Union Berlin – und doch wurde er sofort ins Zentrum des Abwehrspiels gestellt. Friedrich verschuldete einen Strafstoß, Gladbach verlor gegen Leverkusen – und ist zurück in der Peripherie des Abstiegskampfs.
Ja, auch Vereine verhalten sich sonderbar, wenn Verträge auslaufen. Bei Matthias Ginter sind noch fünfeinhalb Monate übrig, und er hat angekündigt, dass er wechseln will. Und nach fünf Jahren schätzenswerter Dienstleistung sollte ihn Borussia angemessen verabschieden. Klar, mit dem Friedrich-Transfer ist das Zeichen gesetzt, dass eine Nachfolge-Regelung getroffen wurde, und Ginter soll in der jetzigen Transferperiode noch zu Geld gemacht werden – doch ein Bankplatz ist nicht im Schaufenster und provoziert den betroffenen Spieler dazu, die überschaubare Zeit bis zur Ablösefreiheit abzusitzen. Gut fürs Betriebsklima in der Mannschaft?
Auch die andere Borussia, die aus Dortmund, verwundert mit ihrer Politik in Sachen Erling Haaland. Wenn tatsächlich die Hoffnung bestehen sollte, ihn mit den weichen Faktoren noch ein Jahr beim BVB zu halten, wird das nicht gelingen, wenn man den starken Mann spielt, der eine baldige Entscheidung des Stürmerstars einfordert. Es sollte klar (gewesen) sein: Team Haaland hat Dortmund immer als Durchgangsstation angesehen, und Berater Mino Raiola ist sicher nicht der aufrichtige Freund, den BVB-Boss Watzke in ihm sieht. Realistisch ist: Dortmund hat noch eine knappe halbe Saison mit dem Naturwunder Haaland. Mit ihm wird man den Bayern näher sein als ohne ihn. Daher: Alles tun, um ihn bei Laune zu halten. Und dann der saubere Abschied.
Guenter.Klein@ovb.net