Wie groß ist Yann Sommer wirklich? Ist ein Exote gut für die Fünf-Jahres-Wertung?

von Redaktion

Elfmetertöter

An Yann Sommer gibt es gelegentlich Zweifel. Denn er misst nur 1,83 Meter. Und das ist eher Bonsai-Größe auf seiner Position: Torwart. Manuel Neuer kommt auf 1,93 m, Gregor Kobel (Dortmund) auf 1,95, Koen Casteels (Wolfsburg) auf 1,97 – im Vergleich zu Sommer Spinnenmenschen, die mit ihren langen Armen an Bälle kommen müssten, die bei Sommer außerhalb seiner Reichweite liegen.

Sommer macht einiges durch Sprungkraft und Reflexe wett. Und er ist – was vielen Kollegen fehlt – der Typ Elfmeterkiller. Wenn’s sein muss, holt er auch zwei Schüsse vom Punkt in einer Partie raus. Selbst Sergio Ramos, spanischer Nationalheiliger und Mann komplett ohne Nerven, ist in einem Spiel der Nations League zweimal am Schweizer Tormann gescheitert. Und nun in der Bundesliga für Mönchengladbach gegen Leverkusen: Tauchte Sommer einen Strafstoß von EM-Tortorjäger Patrik Schick weg und einen von Kerim Demirbay. Beide nicht schlecht geschossen. Und physikalisch fast unmöglich, dass Sommer binnen kürzester Zeit dort ankommt, wohin auch der Ball platziert ist.

Jedenfalls: Sommers Ruf als Elfmetertöter wächst und wächst. Man erinnert sich, dass bei der EM 2021 die Schweiz Frankreich im Elfmeterschießen ausschaltete – Sommer meisterte den Schuss von Weltmeister Kylian Mbappé. Ein weiterer Promi, der an ihm gescheitert ist. Psychologisch ist Yann Sommer mindestens zwei Meter groß.

Champions League

Bekannter Satz aus Fußballdiskussionen: „Ich mag die Bayern nicht, aber in der Champions League bin ich für sie, denn ihr Erfolg ist gut für die Fünf-Jahres-Wertung.“ Steht man in ihr auf den vorderen Plätzen, darf man weiter vier Teilnehmer in die Königsklasse entsenden.

Dass der FC Bayern und Borussia Dortmund sich qualifizieren, ist fast in Stein gemeißelt. Von den wirtschaftlichen Voraussetzungen her müssten die weiteren Plätze Leipzig, Leverkusen und Wolfsburg unter sich ausmachen. Doch Red-Bull- und Volkswagen-Club schwächeln diese Saison, Mönchengladbach hat Probleme – also könnten ein, zwei Plätze frei werden für Neulinge in der Champions League. Für Freiburg, Hoffenheim, die der Bundesliga schon eine Zeit lang angehören – oder gar für Union Berlin, das ja erst im dritten Jahr dabei ist?

Nach dem ersten Jahr, das Union mit dem Klassenerhalt beschloss, hieß es: Das zweite Jahr ist immer das schwerste – und was geschah? Qualifikation für die neu geschaffene Conference League. Einbruch im dritten Jahr, gefördert von der Zusatzbelastung? Ach was, jetzt ist der Club von der Alten Försterei Champions-League-Aspirant.

Dabei hat es lange begonnen, dass die Konkurrenten ihre finanziellen Vorteile ausspielen: Robert Andrich wurde von Leverkusen abgeworben, der eiserne Unionler Marvin Friedrich vergangene Woche von Mönchengladbach. „Da hat uns eine Bank verlassen“, sagte Trainer Urs Fischer. Seinen erfolgreichsten Stürmer Taiwo Awoniyi muss er derzeit auch ersetzen, weil der Afrika Cup rief. Trotzdem gewinnt Union gegen die formstarken Hoffenheimer 2:1.

Wahrscheinlich würde Union in der Champions League untergehen. In der Conference League hat es die Gruppenphase auch nicht überstanden. Und die Mannschaft dürfte wohl auch nicht in ihrem vertrauten Stadion spielen, weil es zu klein ist.

Für die Position der Bundesliga in der Fünf-Jahres-Wertung wäre es sicher nicht förderlich, wenn Union sich qualifiziert. Aber es wäre wohl unterhaltsam. Ebenso Freiburg mit Christian Streich. Alles besser als der Kunstverein aus Leipzig. GÜNTER KLEIN

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