Zahlungen im Amateurfußball

Romantik nach unten verschoben

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Die ARD-Dokumentation „Milliardenspiel Amateurfußball“ hat eingeschlagen. Der DFB reagierte schon vor der linearen Ausstrahlung des Investigativbeitrags der Hajo-Seppelt-Leute mit einem „Frequently Asked Questions“, denn die Erzählung könnte den Markenkern des deutschen Fußballs angreifen: Dass er vor allem getragen wird von der Hingabe seiner Hunderttausenden von Akteuren und dass es mehr als um irgendetwas anderes um die Ehre und das Soziale geht. Doch kann man das noch behaupten, wenn in der achthöchsten Liga noch über ein Drittel der Spieler Geld zugesteckt bekommt? Und dies oftmals inoffiziell erfolgt? Das wäre nicht Förderung des Gemeinwesens, sondern seine Beschädigung.

Nun, man sollte sich davor hüten, Zahlungen im Amateurfußball grundsätzlich zu stigmatisieren, sofern sie im gesetzlichen Rahmen erfolgen und vertraglich legitimiert sind. Warum etwa sollte es verpönt sein, dass junge Menschen die Freude an einem Sport mit dem Nutzen verbinden, ihre Wirtschaftskraft stärken oder sich ihr Studium finanzieren? Es gibt auch etliche, die viel Begeisterung und Mühe in ihre fußballerische Ausbildung investiert haben, es aber nicht zum Profi schaffen – dann ist es wünschenswert, dass ihr immer noch weit überdurchschnittliches Können dem Sport erhalten bleibt. Darin liegt ja auch einer der Reize des pyramidalen deutschen Sportsystems: Dass einer mal viel zu gut ist für seine Liga, aber sie dadurch zur Attraktion macht.

Das Niveau, das vor 30 Jahren die Oberligen als 3. Liga und offiziell höchste Amateurklasse verkörperten, erreicht heute die 5. oder 6. Liga. DFB-Stützpunkte und Nachwuchsleistungszentren der Proficlubs, die viele Leute ausbilden, um die wenigen Überragenden herauszufiltern – sie überfluten den Markt. Und weil der große Fußball medial so bestimmend ist mit seinen Trainer-, Manager- und Sponsorenfiguren, spielt man halt auch in den Niederungen gerne Bundesliga. Es geht um Geld – nur in überschaubarerem Rahmen.

Das heißt nicht, dass es im Amateurfußball keine Romantik mehr gäbe. Nicht bezahlt zu werden, sondern draufzuzahlen, Trikotgeld zu entrichten, eine Runde für die Mannschaft auszugeben – das gibt es weiter, es hat sich nur nach unten verschoben. Und, nicht zu vergessen: Bei den Frauen wird – auch das ein Ergebnis der ARD-Doku – nichts verdient.

Guenter.Klein@ovb.net

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