Der Berlin-Experte

von Redaktion

FC BAYERN Nagelsmann verlor in der Bundesliga noch nie gegen Hertha

VON MANUEL BONKE

München – Die Bayern-Granden spuckten im Februar 2021 Gift und Galle, als ihnen der Berliner Flughafen BER den Abflug nach Katar zur Club-WM in letzter Sekunde verwehrte und die Mannschaft daraufhin im Flieger nächtigen musste. Ehrenpräsident Uli Hoeneß sprach von einem „Skandal ohne Ende“ und der damalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich „von der brandenburgischen Politik total verarscht“.

Kein Wunder also, dass der FC Bayern keinen Bock mehr auf den BER hat und im Vorfeld der Partie bei Hertha BSC am Sonntag lieber einen Provinz-Platz statt den Chaos-BER anfliegt. Um 17 Uhr hebt der Bayern-Tross an diesem Samstag mit zwei Propellermaschinen von Oberpfaffenhofen in Richtung Potsdam ab. Die Landung erfolgt 70 Minuten später am Flugplatz Schönhagen. Es folgt eine einstündige Busfahrt zum Mannschaftshotel Ritz Carlton am Potsdamer Platz.

Anders als sein Arbeitgeber verbindet Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (34) mit der Hauptstadt nur positive Erlebnisse – zumindest was Partien gegen Hertha angeht. Der Berlin-Experte in Diensten des Rekordmeisters verlor als Trainer keines seiner zwölf Bundesliga-Spiele gegen den Hauptstadt-Verein (acht Siege, vier Remis). „Wir haben nicht immer herausragend gut gespielt bei der Hertha“, gab sich Nagelsmann bescheiden, als er auf diese Bilanz angesprochen wurde: „Das ist eher Zufall, dass die Bilanz so gut ist. Wir sollten schauen, dass sie so bleibt.“

In Sachen Personal stehen die Vorzeichen schon mal gut, dass Nagelsmanns Hertha-Serie weitergeht. Abgesehen von Leon Goretzka (26/Aufbautraining nach Patella-Problemen), Alphonso Davies (21/leichte Herzmuskelentzündung), Josip Stanisic (21/Aufbautraining nach Muskelbündelriss) und den beiden Afrika-Cup-Fahrern Bouna Sarr (29) und Eric Maxim Choupo-Moting (32) können die Roten personell aus dem Vollen schöpfen.

Den Part von Davies wird Lucas Hernandez (25) übernehmen, der nach seiner Corona-Erkrankung wieder voll im Saft steht. Wie sich das Bayern-Spiel dadurch unterscheidet? „Alphonso hat natürlich nach vorne mit Tempoaktionen und Dribblings andere Stärken. Lucas kann stärkere Bälle nach vorne spielen. Unsere Idee hängt nicht von einem Spieler ab. Das wäre ein Armutszeugnis.“

Ansonsten haben die Münchner laut Nagelsmann viel Belastungssteuerung betrieben: „Corentin Tolisso haben wir gestern rausgenommen, Manuel Neuer heute. Leroy Sané hat ein bisschen Probleme. Das entscheiden wir morgen. Aber ich sehe keine Gefahr“, berichtete Nagelsmann am Freitag. Die entspanntere Personalsituation ermöglicht dem gebürtigen Landsberger, Joshua Kimmich (26) von der Rechtsverteidiger-Position ins Mittelfeldzentrum zu ziehen: „Wenn alles normal läuft, wird es eher Richtung Sechs gehen. Wenn Luci (Hernandez) und Upa morgen nichts mehr signalisieren, wird Benji (Pavard) nach rechts rücken.“ Hertha schätzt Nagelsmann als aggressiven Gegner ein, der unter Tayfun Korkut fußballerisch zugelegt hat: „Sie spielen mehr flache Pässe, aber immer noch viele Chipbälle auf Belfodil, einen der unterschätztesten Stürmer der Liga.“

Ob ausgerechnet Ishak Belfodil, den Nagelsmann 2018 als Cheftrainer nach Hoffenheim lockte, die stolze Hertha-Bilanz zerstört? Dann hätte auch der Münchner Fußballlehrer ein Berliner Negativ-Erlebnis.

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