Es ist noch ein bisschen Januar übrig und das Transferfenster ein paar Tage geöffnet. Der FC Augsburg kann also hoffen, dass ein anderer Verein noch mit einer Spielerverpflichtung zuschlägt und mehr bezahlt als man selbst für den US-Amerikaner Ricardo Pepi. Ob nun 13, 16 oder 20 Millionen Euro – die Angaben sind Schätzungen und gehen auseinander –, es wäre doch ungewöhnlich, wenn der FCA, der bisher vorgab, schwäbische Genügsamkeit zu verkörpern, mit dem offensivsten Transfer der Saison in den Annalen stehen bleiben würde. Er macht ihm ja schon jetzt zu schaffen.
Dass Pepi mit seinen zweieinhalb Einsätzen, seit er kürzlich in die Bundesliga kam, noch keinen großen Eindruck gemacht hat, ist nicht das Problem. Er ist gerade 19 geworden, er ist in seinem Wirkungskreis, den USA, ein auffälliges Talent, aber nicht global gesehen. Solche Leute können sofort einschlagen, ihre Verpflichtung hat aber eine Mittel- und Langfristperspektive. Es ist jedenfalls unfair, wenn der vor allem über die sozialen Medien transportierte Spott wider den FCA seinen jungen Neuzugang trifft.
Was die bundesweite Bereitschaft aber fördert, den Augsburgern anders, kritischer, zu begegnen als bislang, ist deren plötzliche Investitionsbereitschaft. 13, 16 oder 20 Millionen sind in Corona-Zeiten mehr, als 13, 16 oder 20 Millionen ohne pandemische Begleitumstände wären. Der FCA war in mittlerweile zehn Bundesligajahren, die er dabei ist, ein Club, der so mitlief, der sich in seine Rolle fügte. Nun hat er, wohl dank eines amerikanischen Investors, die Möglichkeit, sich upzugraden. Doch obwohl oft geklagt wird, dass die Hierarchie in der Bundesliga festgefahren sei, vernimmt Augsburg für seinen Versuch, das zu verändern, keinen Beifall. Sondern Misstrauen.
So wird es ein schwerer Abstiegskampf. Weil mehr auf dem FCA lastet: Wer Augsburg neutral gegenüber stand, will den neureich anmutenden Verein fallen sehen – und jetzt, mit einem Kader, der neben Rekordtransfer Pepi etliche Nationalspieler (Schweiz, Österreich, Polen, Dänemark, Finnland) und zwei deutsche U 21-Europameister enthält und eigentlich umsichtig verjüngt wurde, würde die 2. Liga überhaupt nicht passen.
Guenter.Klein@ovb.net