Mitgerissen von der KSC-Welle

von Redaktion

„Großteil“ des 1860-Kaders in Quarantäne – auch Lautern-Heimspiel abgesagt

VON ULI KELLNER

München – Abstand halten, Kontakte reduzieren – auch beim Umgang mit den Medien hielten sich die Löwen am Sonntag an einige der Pandemie-Basisregeln. Sämtliche Presseanfragen, die kurzfristige Absage des Drittligaduells mit Türkgücü am Samstag betreffend, wurden ablehnend beantwortet. Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel werde sich nicht vor Montagmittag zum Ausbruchsgeschehen an der Grünwalder Straße äußern, teilte die Pressestelle auf Nachfrage mit. Aufklären, Hintergründe liefern, Ausblicke geben? AHA-Bedürfnisse der Öffentlichkeit, die der Drittligist aus Giesing gestern für überflüssig hielt.

So blieb es zunächst bei den Informationen, die am Samstag um 12.36 Uhr, knapp eineinhalb Stunden vor dem geplanten Anpfiff im Olympiastadion, per Rundmail an die Redaktionen verschickt wurden – und abends von Pressesprecher Rainer Kmeth aktualisiert wurden. Wörtlich hieß es im Update von Samstagabend, 17.52 Uhr: „Nach der letzten Anweisung des Gesundheitsamtes ist nun ein Großteil der Mannschaft in Quarantäne. Diese Gruppe besteht aus den Infizierten – sowie den Personen, die nach aktuellen Vorgaben als Kontaktpersonen gelten.“ Was die Namen und die genaue Anzahl der Betroffenen angeht, verwies der Verein schon bei früheren Fällen auf den Datenschutz.

Bestätigt hatten die Löwen in der Pressemitteilung, dass das DFB-Pokalspiel gegen Karlsruhe am Dienstagabend ausschlaggebend für die weitere Entwicklung gewesen sei – für eine Entwicklung, die Trainer Michael Köllner am Freitag vorauszusehen schien, als er mit Blick auf 16 positive PCR-Tests beim KSC sagte: „Ich hoffe, dass der Kelch an uns vorübergeht.“

Ist er nicht, wie sich keine 24 Stunden später herausstellte, als sich die Mannschaft bereits an der Grünwalder Straße versammelt hatte. „Die positiven Fälle traten bei Teammitgliedern der Löwen auf, die sich im Rahmen der Dopingkontrolle und weiteren gemeinsamen Pflichtterminen zusammen mit Spielern und Funktionären des KSC in geschlossenen Räumen aufgehalten haben“, hieß es in der offiziellen Erklärung. Der DFB habe das Stadtduell daher kurzfristig abgesagt. Und, keine große Überraschung: Auch das Lautern-Heimspiel am Dienstag wurde gestern abgesagt.

Nach Informationen unserer Zeitung ist man bei 1860 erstaunt darüber, wie es kommen konnte, dass der KSC in München aufläuft, vorher nur einzelne positiv getestete Teammitglieder isoliert hat – um sich tags darauf nahezu in Kaderstärke krankzumelden (inklusive Staff soll es sogar 20 Positivtests gegeben haben, trotz einer Impfquote von angeblich 100 %). Was Gorenzel über die Wucht der KSC-Welle denkt, wird deutlich, als es in einer Formulierung heißt: „Dies ist aus Sicht der Löwen umso ärgerlicher, da sich das gesamte Team in den letzten zwei Jahren an ein intern festgelegtes, akribisches Hygienekonzept gehalten hat, das zur Folge hatte, dass niemals gleichzeitig mehrere Spieler oder Mitglieder des Trainer- und Funktionsteams von Corona-Infektionen betroffen waren.“

Nachholtermine für die abgesagten Spiele gibt es noch nicht; ebenso ist offen, wann die Löwen ihre Teamquarantäne beenden und zurück auf den Trainingsplatz dürfen. Der Ball liegt beim Gesundheitsamt. Bitter für 1860: Durch die Zwangspause und die Ergebnisse einiger Rivalen ist der Rückstand auf Platz drei wieder auf sieben Punkte angewachsen.

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