München – Bayerns Chef-Antreiber ist zurück. In Berlin durfte Joshua Kimmich (26) nach 77 Tagen endlich wieder auf seiner Lieblingsposition im Mittelfeld-Zentrum ran. Und war sofort wieder im Boss-Modus. Beim 4:1 gegen die Hertha bereitete der Nationalspieler sowohl das 2:0 durch Thomas Müller (32), als auch den Treffer zum 4:0 durch Serge Gnabry (26) mustergültig vor. 91 Prozent seiner insgesamt 125 Pässe kamen bei den Mitspielern an, sieben davon führten zu Torchancen. Kimmich hatte im Berliner Olympiastadion 149 Ballaktionen. Er gewann neun seiner 12 Zweikämpfe, alle seine vier Dribblings waren erfolgreich. Zudem legte er die meisten Kilometer zurück: 12,54. Besser geht es kaum.
„Es macht Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen. Wir haben ein gutes Spiel gezeigt und das Spiel 90 Minuten kontrolliert“, sagte Kimmich. „Das Gegenpressing war in den vergangenen Spielen nicht immer so gut, aber heute haben wir es gut gemacht. Dementsprechend hatten wir einige hohe Ballgewinne und viele Torchancen. Es hätte auch höher ausgehen können.“
Acht Pflichtspiele hatte der Bayern-Star Ende 2021 verpasst, erst wegen zweimaliger Quarantäne als ungeimpfte Kontaktperson, dann aufgrund einer eigenen Covid-Infektion und anschließenden leichten Lungeninfiltrationen. Zu Beginn der Rückrunde musste er personalbedingt – 13 Profis fehlten (Corona, Verletzungen, Afrika-Cup) – rechts in der Abwehr aushelfen. Gegen die Hertha spielte Kimmich wieder auf der Sechs – zuletzt lief er dort am 6. November 2021 beim 2:1 gegen Freiburg auf.
„Dass er das lieber macht als außen, ist klar. Das Schöne ist, dass Josh auf beiden Positionen Weltklasse ist“, schwärmte Trainer Julian Nagelsmann (34) auf der Pressekonferenz nach der Partie. „Er hat sehr gut gespielt, viel Bälle rausgeholt. Es war jetzt nicht der große Raum, den er hatte. Aber er hat sich immer gut gelöst. Und das ist ganz wichtig: Wenn du auf dem Flügel anspielst, dass du einen Sechser hast, der den Ball auch will und dann die nötige Ballsicherheit auch hat. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht.“
Das trifft auch auf Corentin Tolisso (27) zu. Der französische Weltmeister von 2018 war in Berlin der kongeniale Partner Kimmichs im Zentrum, traf zum 1:0 per Kopf. „Er hat auf der Zehn gespielt. Er ist ein sehr, sehr torgefährlicher Spieler, das war er schon vor dem FC Bayern“, sagte Nagelsmann über Tolisso, der 2017 für Ablöse von 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon nach München wechselte. „Er hat ein gutes Gespür, in die Box zu gehen. Gerade wenn der Gegner tief steht, ist er wichtig, um in die Box zu laufen. Er hat wieder ein gutes Spiel gemacht.“
Seit seinem Bayern-Wechsel hat Tolisso immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. 2018 warf ihn beispielsweise ein Kreuzbandriss im linken Knie zurück, es folgten immer wieder muskuläre Probleme, zuletzt auch eine Corona-Erkrankung. „Er hatte keine leichte Hinrunde gehabt, hatte ein paar Verletzungen und war eine Zeit lang weg. Dann hat er wieder gespielt und es sehr, sehr gut gemacht“, so Nagelsmann, der den Franzosen sehr schätzt. Im Sommer läuft Tolissos Vertrag aus, er würde am Liebsten verlängern. Doch um die Bosse davon zu überzeugen, braucht er in naher Zukunft noch weitere starke Leistungen. P. KESSLER, M. BONKE