München – Don Jackson wählte ein Wort, das selten vorkommt bei ihm: „Enttäuschend.“
Er bezog sich damit nicht auf Danny Aus den Birken, seinen Torwart, den er nach zwanzig Minuten und einem 0:3-Rückstand ausgewechselt hatte. „Danny mache ich nicht verantwortlich“, hielt der Trainer schützend seine Hand über den beim zweiten und dritten Gegentor unglücklich aussehenden Goalie. Wahrhaft unzufrieden war der US-Coach mit dem, was seine Leute in den letzten drei Minuten boten. Da ließ er sechs Feldspieler antreten. Mit der Mission, den 1:3-Rückstand gegen die Eisbären Berlin noch zu reparieren. Von der Bank aus sah Jackson drei, vier sich öffnende Schussbahnen, doch seine Spieler erkannten sie nicht. Die Schlussoffensive, sonst eine Stärke des EHC München, verpuffte. „Wir haben ab dem zweiten Drittel das Spiel übernommen, im letzten Drittel haben wir nur vier Berliner Schüsse zugelassen und gut verteidigt“, so Jackson in seinem Resümee, doch der Ausklang war sicher „der enttäuschende Part“.
So kassierte der EHC nach dem zarten Aufschwung mit drei Siegen (in Berlin, gegen Augsburg und Krefeld) wieder eine Niederlage, er ist ein Vierter, der näher am Fünften, Sechsten, Siebten steht als an den vor ihm platzierten Berlin, Wolfsburg und Mannheim. Und er ist heimschwach geworden.
In der Heimtabelle ist München Zehnter. 18 Spiele, neun Siege, neun Niederlagen, 1,667 Punkte im Schnitt. Auswärts kommt der EHC auf den identischen Quotienten, doch da bedeutet das Abschneiden Platz zwei.
Jackson weiß noch immer nicht, was er mit dieser Saison anfangen soll, die durch zwei Corona-Pausen unterbrochen wurde. „Wir haben okay begonnen, sind dann aber in eine Niederlagenserie geraten. Es war die längste Phase, die wir je erlebt haben, in der es uns schwerfiel, Punkte zu holen.“ Auffällig ist: Von zwölf Partien, in denen es nach 60 Minuten unentschieden stand, verlor der EHC neun (vier in der Verlängerung, fünf im Penaltyschießen) – das ist ungewöhnlich für ein Team, dessen Spieler stets versichern, dass man an das in der DEL kaum vergleichbar hohe eigene Potenzial glaube. Ein Penaltyschießen haben die Scheibenkünstler des EHC seit über einem Jahr nicht mehr für sich entscheiden können.
„Dennoch: Wir waren in jedem Spiel dabei“, will Jackson sich nicht erinnern, dass seine Mannschaft mal richtig hergespielt worden wäre. „Und wir haben die passenden Spieler.“ Die beiden Nachverpflichtungen hat München mit Bedacht gewählt: Andrew O’Brien, Verteidiger vom Typ Schwerarbeiter, nicht zufällig hat er die Rückennummer (5) von Keith Aulie, seinem typähnlichen Vorgänger, bekommen. Und Henrik Haukeland, Torhüter – der Norweger übernahm am Sonntag vom indisponierten Danny Aus den Birken; klar erkennbar wird der Nummer-eins-Plan, den der EHC mit ihm verfolgt.
„Die Champions League hat uns einen Boost gegeben und liegt noch immer in der Luft“ sagt Jackson. Der EHC hat einen neuen Halbfinaltermin bei Tappara Tampere bekommen: Dienstag. 1. Februar, 18 Uhr. Denkbar, dass mit den Olympia-Teilnehmern, denn deren Reise nach Peking ist erst für den 2. Februar avisiert. Am Dienstag wird der deutsche Kader bekannt gegeben, er soll fünf Münchner Namen aufweisen (Kandidaten: Tiffels, Kastner, Hager, Ehliz, Abeltshauser und trotz aller Zweifel Aus den Birken). Ben Street spielt für Kanada bei Olympia.
Vor der großen Pause in der DEL muss der EHC München noch einmal ran – in einem Heimspiel am Mittwoch (19.30 Uhr) gegen Nürnberg. Jackson sagt, er wolle „eine Antwort sehen“. Hört man auch selten von ihm.