Eine Triple-Achse bricht weg

von Redaktion

Süle schlägt Bayern-Angebot aus – Dritter Abgang in der Defensive seit 2020

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Als Bayern-Präsident Herbert Hainer am Sontag am Münchner Flughafen vor ein Mikrofon des TV-Senders Sky trat, fand er klare Worte in Richtung Niklas Süle, 26. „Wir haben Niklas ein Angebot gemacht“, sagte der 57-Jährige: „Jetzt liegt es an ihm, das zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren. Natürlich muss es in einem bestimmten Zeitraum sein, weil wir uns dann auch dementsprechend aufstellen müssen. Ich kenne jetzt nicht das genaue Datum, aber das wird sicherlich irgendwann in absehbarer Zeit so sein, dass er sich bekennt oder eben sagt, was seine Wünsche sind.“

Und der Abwehr-Star wünscht sich Veränderung. Darum schlägt Süle das vorliegende Angebot aus und wird er den FC Bayern nach Informationen unserer Zeitung im Sommer verlassen. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitzung darüber berichtet.

Diese Entscheidung hat er bereits Anfang des Jahres getroffen und die Verantwortlichen darüber informiert. Darum überraschten die TV-Aussagen den Spieler durchaus. Fakt ist: Nach David Alaba (29/Real Madrid) und Jerome Boateng (33/Lyon) verlässt nun der dritte Verteidiger aus dem Triple-Jahr 2020 den Rekordmeister ablösefrei. Dieses Szenario wollten die Bosse bei Süle eigentlich vermeiden. Nun ist es zu spät.

Der Nationalspieler und sein Management dürfen seit Anfang des Jahres mit anderen Vereinen verhandeln, ohne den FC Bayern darüber zu informieren. Mehrere Clubs aus der Premier League sollen bereits Interesse am früheren Hoffenheimer signalisiert haben. Die englische Liga war für Süle stets ein Traum. Fraglich allerdings, ob die dortige harte Spielweise für den vorbelasteten Abwehr-Hünen (zwei Kreuzbandrisse) ideal ist. Vielleicht also eher Spanien? In den nächsten Wochen dürfte es Klarheit darüber geben.

Die Gründe für Süles Entscheidung sind vielfältig. Natürlich spielt auch das Gehalt eine Rolle. Dem Vernehmen nach sollen die Verantwortlichen dem Abwehrroutinier eine Gehaltserhöhung mit einem Jahresverdienst in Höhe von zehn Millionen Euro brutto angeboten haben. Das Problem: Süles Berater-Agentur Sports360 vertritt neben anderen auch Dayot Upamecano, 23, und weiß sehr wohl über das Gehaltsgefüge an der Säbener Straße Bescheid – und darüber, dass man als Innenverteidiger deutlich mehr als „nur“ zehn Millionen verdienen kann. Und: Dass die Münchner trotz aller Finanzeinbußen infolge der Corona-Pandemie tief in die Gehaltstaschen zu greifen bereit sind, hat die Vertragsverlängerung von Flügelstürmer Kingsley Coman (geschätzt knapp 17 Millionen Brutto-Jahresgehalt) bewiesen.

Was Süles Entscheidungsprozess ebenfalls beeinflusste, war die Haltung im Verein ihm gegenüber. Immer wieder gab es intern und auch öffentlich kritische Stimmen, was seine Arbeitseinstellung, Fitness und Professionalität angeht. Was dem Spieler bei dieser Diskussion zu kurz kam: Keiner der Verantwortlichen gab ihm öffentlich Rückendeckung – immerhin hatte er sich in der ersten Hälfte der Triple-Saison zum zweiten Mal das Kreuzband gerissen.

Süle: Zu wenig Zuspruch der Bosse seit dem zweiten Kreuzbandriss

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