Medwedew motzt sich ins Viertelfinale

von Redaktion

Feuriges Duell des russischen Favoriten mit einem Amerikaner, der an John McEnroe erinnert

Melbourne – Daniil Medwedew plagte ein schlechtes Gewissen. „Ich bin nicht glücklich damit, was ich gesagt habe. Es war grenzwertig“, meinte der russische Titelfavorit der Australian Open, „aber ich bin froh, dass ich durch bin.“

Für seinen hart erkämpften Viertelfinaleinzug gegen den groß aufspielenden US-Amerikaner Maxime Cressy hatte der 25 Jahre alte US-Open-Champion alle Register ziehen müssen. Er stritt beim 6:2, 7:6 (7:4), 6:7 (4:7), 7:5-Erfolg in brütender Hitze mit dem Schiedsrichter und motzte über die vermeintlichen Rahmentreffer seines Gegners, der sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen ließ und über dreieinhalb Stunden einen großen Kampf bot.

Und zwar in einem Stil, der die amerikanische Ikone John McEnroe entzückte und in der Tenniswelt fast ausgestorben schien. Cressy beeindruckte als klassischer Serve-and-Volley-Spieler und brachte Medwedew mit seinen 135 Netzangriffen zeitweise zur Weißglut. „Meine Vision war von Anfang an, das Serve-and-Volley zurückzubringen. Viele Leute haben gesagt, dass mein Spielstil tot ist und er heute nicht mehr effizient ist“, hatte Cressy schon vor dem Match gesagt. Und bewies dann das Gegenteil.

Schließlich setzte sich aber doch Medwedew durch, der sich trotz zwischenzeitlicher Magen- und Rückenprobleme kaum vermeidbare Fehler leistete und nun wie im Halbfinale der US Open auf Shootingstar Felix Auger-Aliassime trifft. Im vergangenen September siegte der Moskauer und feierte wenig später seinen ersten Grand-Slam-Triumph.

Doch sein 21 Jahre alter Gegner wird immer konstanter auf Topniveau, wie er mit einem 2:6, 7:6 (9:7), 6:2, 7:6 (7:4) gegen den routinierten Kroaten Marin Cilic bewies und damit für ein Novum sorgte. Erstmals stehen zwei Kanadier im Viertelfinale der Australian Open – Denis Shapovalov hatte am Sonntag gegen Alexander Zverev vorgelegt und den letzten deutschen Hoffnungsträger im Einzel aus dem Turnier genommen. Das erhöhte die Titelchancen von Medwedew weiter, der vor allem Rafael Nadal, den 20-maligen Sieger eines Grand-Slam-Turniers, immer wieder als Konkurrenten erwähnte.

In der Frauenkonkurrenz sorgt die Französin Alize Cornet unterdessen weiter für Aufsehen. Die 32-Jährige aus Nizza schaltete im Achtelfinale die frühere Weltranglistenerste Simona Halep aus Rumänien aus und schaffte bei ihrer 63. Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier endlich den Einzug ins Viertelfinale. Cornet setzte sich 6:4, 3:6, 6:4 durch, sank anschließend ergriffen auf die Knie und verdrückte einige Freudentränen. „Ein Traum wird für mich wahr mit meinem ersten Viertelfinale. Es ist nie zu spät“, sagte Cornet, die nun auf Danielle Collins aus den USA trifft.  sid

Artikel 5 von 11