Keine Geisterspiele mehr, doch:

Die Saison ist schon kaputt

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Bei 1581 lag die Sieben-Tage-Inzidenz gestern in München, als die bayerische Regierung beschloss, dass es keine Geisterspiele mehr geben soll im Sport. Da erinnern wir uns doch an den August, als Leute, die interessiert waren, zu einer Sportveranstaltung zu gehen, hoffen mussten, dass der entscheidende Grenzwert nicht an ein paar Tagen nacheinander über 50 liegen möge. Die Maßstäbe verschieben sich also gerade wieder. Klar, das Virus in der Variante Omikron bedarf einer anderen Beurteilung als in Delta – doch weder ist eine Linie zu erkennen noch dass in Bayern eine bundesweite Vereinheitlichung unterstützt würde. Zuletzt war es so, dass bayerische Teams auswärts im Norden der Republik vor erlaubtermaßen zumindest spärlich besetzten Rängen antreten mussten und in eigenen Stadien Stille erlebten, nachdem im September und Oktober ihre Eishallen nahezu voll ausgelastet werden durften und keine Maskenpflicht bestand, derweil etwa in Berlin viel strengere Limits herrschten. Wann Markus Söder den Kapitän des Teams Vorsicht gibt und wann er wahlkampfgenerös agiert, ist nicht mehr vorherzusagen.

Nun denn. Ab Donnerstag sind wieder 25 Prozent in Hallen und Stadien erlaubt, maximal aber 10 000 Personen. Man hätte mit dieser Lockerung durchaus noch warten können, bis die Omikron-Welle zurückgeht (Modellierungen gehen von Mitte Februar aus); eine wissenschaftlich fundierte Begründung, es jetzt laufen zu lassen, gibt es nicht. Dennoch ist die Nachricht nicht unwillkommen, denn auch wenn man für sich selbst das Risiko vermeidet, eine Sportstätte aufzusuchen, hat man es doch ganz gern, wenn ein Spiel am Fernsehgerät nicht mehr so traurig klingt.

Es geht in der Betrachtung oft um Fußball, doch für den ist es mehr ein Symbol, dass er ein Stadion teilbesetzen kann, da sein Kerngeschäft nicht die Spieltagseinnahmen sind, sondern er auf Absicherung durch die Medienerlöse vertrauen darf. Dem Eishockeyverein, der 6000 Plätze anbieten könnte, bringt es jedoch nichts, wenn er 1500 vergeben darf, wirtschaftlich sinnvoller wird es für manchen auch im Rahmen der Neu-Regelung sein, die Halle gar nicht erst zu öffnen.

Und so werden sich jetzt, wo die zweite Saisonhälfte läuft, Wettbewerbsverzerrungen durch Publikums-(Nicht)einflüsse nicht mehr beheben lassen. In dieser Hinsicht ist die Saison schon längst kaputt.

Guenter.Klein@ovb.net

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