Sané, der Liberoy

von Redaktion

Der Offensiv-Star hilft regelmäßig in der Bayern-Defensive aus

München – Vom Buh-Mann zum Juhu-Mann. Im vergangenen Sommer wurde Leroy Sané (26) noch von den eigenen Fans ausgepfiffen – bei der EM mit der deutschen Nationalmannschaft und beim 2:1 des FC Bayern im August gegen den 1. FC Köln. Im Zentrum der damaligen Kritik: seine angeblich lethargisch wirkende Körpersprache. Davon kann nun keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: Sané bekommt mittlerweile regelmäßig Szenen-Applaus. Für seine Offensivaktionen. Und – zur Überraschung vieler – auch für seinen Einsatz in der Defensive. Auffällig beim 4:1 am Sonntag in Berlin: Gegen die Hertha setzte Sané häufig zum Vollsprint nach hinten an – und war plötzlich neben Innenverteidiger Niklas Süle (26) der letzte Mann.

Eine Art Aushilfs-Libero oder wie ihn einige Fans scherzhaft nannten: ein Liberoy! Schon in den Spielen zuvor half der Offensiv-Künstler immer wieder in der Abwehr mit, schmiss sich in die Zweikämpfe. Es sind diese „talentfreien“ Aktionen, die die Fans und Trainer Julian Nagelsmann (34) in dieser Saison begeistern. Handlungen, für die man keine besondere Gabe benötigt, sondern einfach nur Biss und Willenskraft. „Die Art und Weise, wie präsent er jetzt im Spiel ist, absolut fokussiert auf das, was kommt, auf die nächste Aktion, dafür brauchte es bei ihm ein kleines Umdenken“, erklärte Bundestrainer Hansi Flick kürzlich im FaS-Interview.

Die Leichtigkeit in der Bewegung Sanés sei „schon immer beeindruckend“ gewesen, sagte sein früherer Bayern-Coach: „Aber wenn ich jetzt sehe: Er verliert den Ball und geht sofort nach – das ist das, was wir erwarten, und auch das, was die Fans von ihm verlangen.“ Nagelsmann und Flick sind in ständigem Austausch, haben auch während Sanés Leistungstiefs darüber gesprochen, wie sie den Spieler wieder zurück zu alter Stärke bringen können. Ein Schachzug: Sané hauptsächlich auf der halblinken Position in der Offensivreihe aufzustellen. Durch das zentrumslastigere Spiel hat der Ex-Schalker kürzere Wege im Gegenpressing und auch mehr Tor-Aktionen. Auch ein Besuch bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß (70) am Tegernsee trug zu seinem Wandel bei. Auch wenn Sané vor der Winterpause betonte: „Alle denken, dass man auf mich einreden muss, aber das ist genau das Falsche bei mir. Wenn man nur in meinem Kopf ist, fange ich an, durchzudrehen.“

2020 wechselte Sané für eine Ablöse von 45 Millionen Euro von Manchester City zum FC Bayern. Seine Premieren-Saison in München war durchwachsen. Auch aufgrund seines kurz davor gerade erst überstandenen Kreuzbandrisses im rechten Knie gewährte ihm der deutsche Rekordmeister ein Jahr der Schonfrist. In seiner zweiten FCB-Spielzeit sollte er mit Leistung vorangehen. Klappte! In dieser Saison schoss er in 28 Bayern-Spielen bereits zwölf Tore und leistete zwölf Assists. Zum Vergleich: In seiner Premieren-Spielzeit in München waren es in 44 Pflichtspielen zehn Treffer und zwölf Vorlagen.

M. BONKE, P. KESSLER

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