Aufschwung trifft Krise

von Redaktion

Bayerns Basketballer vs. Alba Berlin – Selten war ein reguläres Saisonspiel der Erzrivalen so wichtig wie dieses

VON PATRICK REICHELT

München – Am Dienstag in Tel Aviv ist Maodo Lo mal wieder das beste Berliner Argument gewesen. 18 Punkte wirbelte der Spielmacher ein. Das ist eine Menge, aber es war auch diesmal nicht genug, um den unseligen Trend für die zuletzt auch noch von einer Corona-Quarantäne geschwächten Albatrosse zu stoppen. 78:88 verloren sie auch bei Maccabi Tel Aviv, es war die sechste Pleite in den letzten sieben Spielen in Europa.

Und ausgerechnet jetzt, am Freitag (20.30 Uhr) muss Lo mit seinen Kollegen beim Ex-Club FC Bayern ran. Die Münchner legten zuletzt ziemlich genau den gegensätzlichen Trend hin und nehmen nach den Siegen in Vitoria und Lyon die Top-8 der Königsklasse ins Visier. Woraus eine ungewöhnliche Situation entsteht. Selten war ein Treffen der regulären Saison zwischen den beiden nationalen Branchenführern so wichtig wie dieses.

Und das gilt vermutlich noch ein bisschen mehr für die Berliner, denen die Perspektive höherer Ziele in Europa in diesen Wochen abhanden zu kommen droht. Vor allem Maodo Lo hatte das im Sommer offensiv formuliert nach dem soliden 15. Platz des Vorjahres mit 12 Siegen. „Wir wollen den Weg weitergehen und uns nach oben entwickeln.“

Auch deshalb hatte Lo nach einem starken Olympiasommer, der ihm auch andere Türen geöffnet hätte, seinen Vertrag in Berlin um zwei weitere Jahre verlängert. Ihm selbst tut seine Heimatstadt als Wohlfühloase ja auch gut – selten in seiner Karriere spielte Lo auf so konstant hohem Niveau wie derzeit. Und doch wird immer deutlicher, dass das Projekt Alba nach Jahren der stetigen Aufwärtsentwicklung, die in zwei deutschen Meisterschaften gipfelte, in dieser Saison einen kleinen Knick hinnehmen muss. Klar, man verlor Leistungsträger wie den langjährigen Kapitän Niels Giffey, wie die Spielmacher Peyton Siva und Jason Granger oder den agilen Italiener Simone Fontecchio. Auch der weise Projektleiter Aito Garcia gab den Stab an seinen früheren Assistenten Izrael Gonzalez weiter.

Die Reibungsverluste des Umbruchs haben die Berliner nicht ganz auffangen können. Nun bleibt die Hoffnung, dass im Audi Dome eine Trendwende gelingen würde. Zuletzt verband man bei Alba mit der Münchner Arena ja vorwiegend Positives – die Meisterschaften 2020 und 2021 wurden am Westpark eingefahren.

Auf Seiten des Rivalen wird man sich vor dem nächsten Wiedersehen wohl lieber an die Statistik der Königsklasse halten. Viermal, so ist ihr zu entnehmen, haben sich beide Teams bislang in der Euroleague getroffen – alle vier Partien entschied der FC Bayern für sich. Nicht zuletzt Maodo Lo wird sich ganz bestimmt gegen eine fünfte Pleite stemmen.

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