München Es heißt: Wein wird mit dem Alter besser. Für Manuel Neuer, 35, scheint Ähnliches zu gelten. Der Bayern-Kapitän wurde zum Welttorhüter 2020 gekürt, ein Jahr später zählte er bei der Wahl ebenfalls zu den Top 3.
Nach wie vor strahlt Neuer Sicherheit aus, bewahrt seine Mannschaft vor Gegentoren und ist auch als Kapitän wichtig. „Er zeigt keine Ermüdungserscheinungen auch nach so vielen Titeln, die er gewonnen hat. Er geht weiter voran, führt die Mannschaft, hat noch viel vor“, betonte Vorstands-Boss Oliver Kahn, der davon überzeugt ist, dass der zweimalige Champions-League-Sieger auch als Ü 40-Keeper noch auf Top-Niveau spielen kann. Als Beispiel nannte er Torwartlegende Gianluigi Buffon, mit 43 immer noch im Einsatz (für Parma). Zur Info: Der bislang älteste eingesetzte FCB-Spieler war Bernd Dreher, 55. Am 19. Mai 2007 stand er beim 5:2 gegen Mainz im Tor. Im Alter von 40 Jahren, sechs Monaten und 17 Tagen. 2008 beendete der Ersatzkeeper seine Karriere.
Die große Frage: Macht’s Neuer wie Buffon und knackt somit den Dreher-Rekord? „Es ist nicht mein Ziel, der Torwart zu werden, der am längsten gespielt hat“, sagte der 2012-Weltmeister Ende 2020 dem Sportbuzzer. „Ich will es genießen.“ Fakt ist: Sein aktueller Bayern-Vertrag läuft 2023 aus. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass er bis 2025 verlängert. Keine guten Aussichten für Alexander Nübel (25/Vertrag bis 2025), der aktuell an Monaco ausgeliehen ist und an dem Tottenham Interesse zeigt.
„Manu ist ja immer noch sehr lebendig und sehr schnell auf den Beinen, auch in seinen Aktionen, wie schnell er zu Boden geht. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass das abrupt mit 36 aufhört“, so Trainer Julian Nagelsmann, 34. Klar ist allerdings auch: Viele Profis kämpfen nach der Karriere mit Gelenk- oder Wirbelsäulenproblemen. Torhüter, die immer wieder auf den harten Boden fallen oder wuchtige Bälle stoppen, haben einen hohen Verschleiß. Kahn hat beispielsweise eine künstliche Hüfte auf der linken Seite, Buffon erlitt 2010 einen Bandscheibenvorfall.
„Ich will gesund bleiben. Damit die Lebensqualität nicht verloren geht, ich später noch Tennis spielen kann. Ich möchte mich nicht kaputt machen“, sagte Neuer, der sich 2017 dreimal einen Knochenbruch im linken Mittelfuß zugezogen hatte. Der Torhüter achtet bestens auf seinen Körper, macht auch Yoga und Pilates.
Und was ist Buffons Jungbrunnen-Geheimnis? Gegenüber dem Wall Street Journal behauptete er 2016, dass er oft auf Pasta und Wein verzichtet. Sein Laster? „So weit ich weiß, raucht er“, sagt Lorenzo Bettoni von Football Italia: „Abseits des Rasens macht er nicht so viel für seinen Körper. Aber auf dem Platz ist er immer noch hochfokussiert – und hat nach wie vor viel Spaß.“ PHILIPP KESSLER