In der Werkstatt der Skischule werden Leih-Ski präpariert, vorne im Büro die Kurse geplant. Auf der Piste werden Kinder und Erwachsene im Skifahren unterrichtet, vom Anfänger bis zum sportlich ambitionierten Fahrer – klassisches Skischulgeschäft.
Vor drei Jahren träumten hier außerdem 35 junge Sportler chinesische Olympiaträume. Das ist dann schon weniger typisch. Federführend bei dem Projekt war Michael Brunner (Foto: Peter Kornatz). Bis er 22 war fuhr er selbst im Weltcup und beendete seine Karriere wegen zahlreicher Verletzungen. Jetzt ist der 49-Jährige Leiter einer Skischule am Hausberg und steht gerade mit einer Schürze in der Skiwerkstatt.
Ob er noch mal Zeit hat, über das Projekt zu sprechen? „Natürlich, können wir schon machen“, sagt er. Ursprünglich war dieses Vorhaben auf vier Jahre angelegt. Im Sommer 2018 castete Brunner in China Nachwuchssportler und nahm sie mit nach Garmisch. Das Ziel: sportliche Jugendliche komplett ohne Ski-Erfahrung zu Olympioniken zu machen. „Die Teilnahme war das Ziel, nicht die Medaillen. Das wäre nicht möglich oder auf jeden Fall illusorisch“, betont Brunner. Die Zwischenziele, die er für den ersten Winter steckte, wurden erreicht. Trotzdem wurde die Zusammenarbeit im Herbst 2019 beendet – von Seiten der Skischule.
Die Gründe, die Brunner anführt, sind vielfältig. Zum einen seien unvereinbart viele organisatorische Aufgaben abseits des Trainings an ihm hängen geblieben. Noch mehr bedauert er aber, und das ist ihm anzumerken, die Herangehensweise von chinesischer Seite: „Ich habe schon viel Erfahrung mit Kindern und weiß, wann sie pausieren müssen und Erholung brauchen, dass die Verletzungsgefahr nicht steigt. Teilweise wurde aber nach sechsstündigen Einheiten am Hang noch Krafttraining gemacht, dass sie am nächsten Tag nicht die Treppe hochgekommen sind,“ führt der Skilehrer aus und ergänzt: „Wir hatten zudem viel angedacht in Richtung Sprachunterricht und auch Kulturellem als Abwechslung, dass alle auf jeden Fall von ihrem Aufenthalt hier profitieren, aber das Interesse von chinesischer Seite bestand nur am Training und so machst du die Kinder kaputt.“
Da es dann auch entgegen der Ankündigung Probleme mit den Visa gegeben habe, beendete Brunner das Projekt im Herbst 2019. Immerhin: Der Kontakt zu vielen seiner Schützlinge ist noch da: „Die sind uns wirklich ans Herz gewachsen und wir schreiben viel. Mit den Kindern war die Zusammenarbeit immer top.“ Viele von ihnen seien nun Skitrainer in China, das freut ihn. Viele seien inzwischen aber auch verletzt. In das sechsköpfige chinesische Ski-Alpin-Team für die Spiele hat es niemand geschafft. tj