Garmisch-Partenkirchen –
Erhobene Hände, an denen die Stöcke baumelten und dazwischen der Kopf, den Kira Weidle schüttelte. Ihre Reaktionen im Ziel ähnelten sich am Samstag und Sonntag nach Abfahrt und Super-G in Garmisch-Partenkirchen.
Und die Stimmung? Nach der ersten Enttäuschung, die man ihr im Zielraum nach der Abfahrt am ersten Tag ansah, fasste die Starnbergerin wieder Mut. Immerhin sprang am Ende ein respektabler vierter Platz heraus. Nachdem sie mit Startnummer 9 als Dritte im Ziel abgeschwungen war, hatte sie wohl nicht damit gerechnet, doch da sich nur die Schweizerin Jasmine Flury noch auf das Podest schob, rutschte Weidle lediglich einen Platz ab. „Nicht so dramatisch“, ordnete sie das Ergebnis daher ein und verwies auf den Zeitabstand: „Vier Hundertstel Rückstand aufs Podium, das zeigt, dass selbst wenn die Fahrt nicht optimal ist, das Ergebnis trotzdem okay ist. Wenn ich technisch einwandfrei bin, kann ich deutlich besser fahren.“
Dass es mit der tadellosen Skitechnik nicht ganz so funktionierte, lag für Weidle auch an den Witterungsbedingungen – nicht an der Präparierung der Piste, diese wurde von allen Beteiligten sehr gelobt. Doch mit Plusgraden war es am Samstag wärmer als noch an den beiden Trainingstagen: „Oben ist dann so eine Schicht drauf. Das sind Bedingungen, die ich nicht so gerne mag. Daran muss ich arbeiten.“
Das Wetter nahm sie also nicht als Ausrede, sondern als Motivation, sich zu verbessern. Abgesehen von den beiden auf der Kandahar triumphierenden Schweizerinnen Corinne Suter (1.) und Jasmine Flury (2.), schlossen sich viele Fahrerinnen Weidle an. Sogar die Dritte, Cornelia Hütter aus Österreich, merkte an: „Das Gefühl war während der Fahrt nicht so gut wie das Ergebnis jetzt.“ Noch deutlicher äußerte sich ihre Landsfrau Ramona Siebenhofer, aktuell die Dritte der Abfahrtswertung, nach ihrem 17. Rang: „Ich weiß noch gar nicht richtig, was da los war. Das war eine richtig schlechte Leistung.“
Dass sich andere Top-Fahrerinnen ebenfalls schwer taten, wertet Weidles vierten Platz auf und taugt mehr zum Trostpflaster als der folgende Super G.
An ihre Leistung aus dem Training und die positive Tendenz nach dem zwölften Platz vergangene Woche in Cortina wollte sie dort anknüpfen, „um mit einem positiven Gefühl zu den Olympischen Spielen zu fahren“. Mit dem 20. Platz gelang das nicht, die Reaktion im Ziel war gleich, die Stimmung vermutlich noch etwas verhaltener. Denn es fiel ihr nach dem letzten Rennen vor Olympia schwerer, daraus Positives zu ziehen. „Ich bin in alte Muster reingefallen und nicht ganz so aktiv gewesen. Da war mir dann klar, das kann nicht so schnell sein“, analysierte die 25-Jährige.
Pech hatte sie wohl auch, da sie an diesem böigen Tag eine der Starterinnen war, die mehr Wind als andere abbekam, „doch das sind Sachen, die man nicht beeinflussen kann“, hakte sie das Wetter ab.
Beim Zeitgleich-Sieg der Italienerin Federica Brignone und Cornelia Hütter vor Österreichs Tamara Tippler gab es aber zumindest einen Lichtschimmer für den DSV: Kira Weidle war nicht wie in der Abfahrt und schon so oft in dieser Saison die einzige Deutsche am Start. Die Nachwuchshoffnungen Carina Stuffer und Nadine Kapfer verfehlten zwar knapp die Punkte, zeigten mit einem 32. und 33. Platz aber ansprechende Leistungen.
In Peking ist Weidle dann wieder die einzige deutsche Speed–Frau. Auf eines kann sie sich gewiss freuen: Es wird dort kälter. Allerdings werden auch einige Favoritinnen mehr am Start sein, die die Weltcups auf der Kandahar wegen ihrer Vorbereitung ausgelassen hatten.