Melbourne – Als die jahrzehntelange Leidenszeit der Australier in der Rod Laver Arena unter ohrenbetäubendem Jubel zu Ende ging, ließ auch Ashleigh Barty jede Zurückhaltung fallen. Die Nummer eins der Tenniswelt warf den Kopf in den Nacken und brüllte wie von Sinnen ihre Freude heraus – der immense Erwartungsdruck einer ganzen Nation fiel von ihren Schultern ab und die große Barty-Party in Melbourne konnte starten. Erstmals seit 44 Jahren stellt die stolze Sportnation Australien wieder eine Siegerin beim Heim-Grand-Slam.
„Das ist einfach ein Traum, der wahr geworden ist. Ich bin so stolz, ein Aussie zu sein“, sagte Barty nach dem 6:3, 7:6 (7:2) gegen die US-Überraschung Danielle Collins (28). Aus den Händen ihres großen Idols Evonne Goolagong Cawley, selbst viermalige Australian-Open-Siegerin und wie Barty mit indigenen Wurzeln, nahm sie strahlend den Daphne Akhurst Memorial Cup entgegen.
So emotional wie nach dem Matchball hatte man die 25-Jährige aus Queensland bei keinem ihrer Grand-Slam-Titel erlebt – weder 2019 beim Premierensieg bei den French Open, noch im Vorjahr beim Klassiker in Wimbledon. „Da kam alles auf einmal raus, es war ein sehr spezieller Moment“, sagte Barty. Doch schon bei ihrer Siegerinnen-Rede auf dem Court zeigte sie wieder all diese Bescheidenheit, für die die Australier ihre „Ash“ so lieben.
Sie gratulierte Collins, dankte Organisatoren, Schiedsrichtern, Ballkindern sowie Fans, und richtete liebevolle Worte an ihre Eltern und Schwestern auf der Tribüne. Über ihre eigenen herausragenden Leistungen wollte sie im größten Moment ihrer Karriere kaum Worte verlieren. „Ich habe so ein Glück, dass so viele Leute hier sind, die mich lieben und unterstützen“, sagte Barty gerührt.
In ihrem dritten Grand-Slam-Finale war ihr immer wieder Nervosität anzumerken gewesen, nachdem sie zuvor fulminant durchs Turnier gerauscht war. Im zweiten Satz lag sie bereits 1:5 gegen die Weltranglisten-30. Collins zurück – doch dann drehte Barty auf und war mit dem frenetischen Publikum im Rücken nicht mehr zu bremsen.
Nur wenige Stunden später rundete das Show-Doppel Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis einen australischen Tennis-Feiertag mit dem Titelgewinn gegen die Landsleute Matthew Ebden und Max Purcell ab. sid