München – Es war ein überlebenswichtiger Sieg der Bayern Basketballer. 70:52 gewannen sie am Donnerstag gegen Maccabi Tel Aviv und hielten so einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Playoffs der Euroleague auf Distanz. Auffällig war einmal mehr die starke Defense, die Münchner haben sich in den letzten Spielen zu Spezialisten der Verteidigung entwickelt. 52 Punkte haben sie von Maccabi kassiert, bei der Niederlage in Barcelona 71, von Alba Berlin vergangene Woche sogar nur 56.
Vor allem wegen dieser starken Leistung fiel es am Donnerstag nicht schwerer ins Gewicht, dass es bei den Bayern selbst in der ersten Halbzeit offensiv noch nicht rund lief, wie Trainer Andrea Trinchieri im Nachhinein einordnete: „In der zweiten Halbzeit haben wir großartig gespielt, in der ersten Halbzeit haben wir versucht zu überleben.“ 30:29 stand es für die Gastgeber zur Pause, zuvor hatte der Rückstand zwischenzeitlich sieben Punkte betragen.
Offensiv auffälligster Mann der Bayern in der ersten Hälfte war ein unüblicher Verdächtiger: Center Leon Radosevic. Mit zwei kurz aufeinanderfolgenden Dreiern hatte er seinem Team im zweiten Viertel die erste Führung beschert. Mit diesen sechs Punkten führte er sein Team in den ersten 20 Minuten an, kein Münchner erzielte mehr.
Die neue Gefährlichkeit des 2,08-großen Deutsch-Kroaten aus der Distanz ist kein Zufall, sondern schon länger anvisiert, wie er vor einigen Tagen verriet: „Der Trainer hat gesagt, ich soll mehr Dreier nehmen, und ich trainiere das auch individuell. Inzwischen läuft es und man sieht die Arbeit der letzten zwei Sommer.“
Die einsamen Einheiten zahlen sich aus, auch wenn Radosevic in jüngster Vergangenheit für seinen Geschmack wohl zu viel Zeit ohne seine Mannschaft verbracht hat. Im Endspurt der vergangenen Saison riss er sich die Bänder des Sprunggelenks, die Rückkehr zog sich hin. Wegen einer Infektion nach dem Eingriff musste er ein zweites Mal operiert werden, dann erwischte ihn Corona. Erst seit Anfang Januar gehört er wieder zum Aufgebot Trinchieris.
„Bei 100 Prozent bin ich noch nicht, man sagt man braucht so lange, wie man weg war, um wieder ganz da zu sein. Vor allem fehlt mir noch der Basketballrhythmus“, erklärte der 31-Jährige und ergänzte mit Blick auf den straffen Spielplan: „Den bekommt man vor allem mit Training, aber das brauche ich noch mehr und mit den Spielen alle zwei Tage ist das nicht so leicht.“
Seine Einsatzzeiten schwanken noch, gegen Maccabi stand er über 19 Minuten auf dem Parkett. Das ist in dieser Saison bisher wettbewerbsübergreifend Höchstwert für ihn. Dass er sich dabei noch nicht bei 100 Prozent fühlt, ist für den Außenstehenden schwer zu erkennen. Vor allem wenn er so wichtige Aktionen hat wie am Donnerstagabend, die vielleicht sogar überlebenswichtig sind. THOMAS JENSEN