„Hartschnee, aber fair“, mit ein bisserl Sport dazwischen

von Redaktion

TV-KRITIK

Liebe Wintersport-Fans, liebe Schnee-Schauer, wir begrüßen Sie zum ersten Mal aus unser „kontrollierten und isolierten Zeitungsblase“, wie Katrin Müller-Hohenstein sagen würde. Wir schauen in den nächsten zwei Wochen für Sie rund um die Uhr. Dann müssen Sie nicht schauen, können schlafen und kriegen trotzdem alles mit. Bereits gestern bei der Eröffnung im ZDF war viel Interessantes zu erfahren. Der Peking-Korrespondent mit dem adretten Namen Ulf-Jensen Röller verriet über den schinesischen Staatschef: „Schi Schinping baut in Schina Schipisten.“ Ein skiverrücktes Völkchen, diese Skinesen! Wir beantworten die ersten Fragen zum Schina-TV.

Seid Ihr alle da? Naja, die Mitarbeitenden vom Zweiten wirken gesundheitlich robuster als die ARD-Menschen wie Claus Lufen, Lea Wagner und Michael Antwerpes, die überwiegend bereits von Corona dahingerafft wurden. Der Wintersport-Liebling vom ZDF, die gute kalte KMH, ist gottlob topfit. Ihr seit Sapporo 1972 bewährter Norweger-Pulli lässt kein Virus durch. Sie wirkt aber schon ein wenig vergrämt, dass man sie im Quarantäne-Studio am Mainzer Lerchenberg isoliert hat. Über Olympia 2022 klagt die Katrin: „Die Bedingungen sind zwischen schlimm und anders.“ Wie nah ist das ZDF an Olympia dran? Nicht sehr nah, aus verständlichen Gründen. Man will ja auch nicht zu nah dran sein am IOC und am Bach – nicht, dass man sich noch mit Korruption infiziert. Da hält man lieber ein paar Armlängen Abstand. Wenn Sie es genau wissen wollen: Vom Olympia-Studio in Mainz nach Peking sind es 10.003,95 Kilometer. Falls Sie die Strecke mal abfahren wollen: Sie fahren vom Lerchenberg über Rüsselsheim, Eisenach, Dresden, Warschau, Minsk, Tambow und Qysylorda nach Almaty. Dort biegen Sie an dem kleinen Würschtlstand links ab Richtung Peking, und ein paar Tage später sind Sie auch schon da.

Wie kritisch ist das Zweite? Sehr kritisch! Gestern hat man zwischendurch fast gemeint, man ist bei Plasbergs „Hartschnee, aber fair“, mit ein bisserl Sport dazwischen. Aber das geht unter den schlimmen, anderen Bedingungen wohl kaum anders, gerade bei der Eröffnungsfeier. Erster Studiogast war kein Menschenrodelexperte, sondern ein Menschenrechtsexperte. Und man weiß noch gar nicht, ob einem das ZDF-Politolympia lieber ist – oder Eurosport, wo Gewalt unter Eishockeyspielern wichtiger ist als Gewalt gegen Uiguren. Gut, dass dann noch Biathlon-Spatzl Laura Dahlmeier reingeschneit ist und ein bisserl bayerischen Frohsinn verbreitet hat. Wie war die Eröffnungsfeier? Interessant. Leider hat nicht ZDF-Legende Béla Réthy kommentiert. Zwischendurch, als es plötzlich hieß „Belar…“, hatten wir zwar Hoffnung. War aber nicht Réthy, sondern Belarus. Vertreter Nils Kaben und der China-Röller saßen räumlich getrennt in ihrer jeweiligen Schina-Blase und fielen sich freudig ins Wort, was recht amüsant war. Ersatz-Réthy Kaben hatte sinnvolle Gedanken wie diesen vorbereitet: „Wir im Westen haben durch unseren Geiz, unsere Gier und unseren Wohlstand China erst zu seiner heutigen Macht und seiner heutigen Stärke verholfen.“ Recht hat er. Als Bach dann „Give peace a chance“ gefordert hat, und als die Chinesen auch noch „Imagine“ gespielt haben, hat die Erde gewackelt, weil der arme John Lennon im Grab so heftig rotiert hat. Das war nicht zwischen schlimm und anders, das war nur schlimm. JÖRG HEINRICH

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