München – Sie ist eine der deutschen Goldhoffnungen. 2018 in Pyeongchang holte Ramona Hofmeister Bronze im Parallelriesenslalom (PGS) – diesmal könnte es für die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin aus Bischofswiesen noch besser kommen. Wie die 25-Jährige über Ihre zweite Olympia-Teilnahme denkt, verrät die Racerin im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ramona, bis kurz vor dem Abflug nach Peking hielt sich Ihre Vorfreude auf Olympia in Grenzen. Hat sich das vor Ort geändert?
Ja, es war zwar eine sehr lange Anreise – nach dem Flug noch vier, fünf Stunden mit dem Bus. Aber jetzt ist schon Vorfreude da – eine riesige sogar auf den Wettkampftag.
Und auf den Rest?
Dass Peking nicht der perfekte Ort ist für Winterspiele, wissen wir alle. Man sieht, dass alles aus dem Boden gestampft wurde. Es ist auch richtig kalt hier. Alles andere, vor allem die politischen Sachen, blende ich aus. Es ist jetzt auch zu spät, um sich darüber aufzuregen.
Fühlt man sich trotz allem ein bisschen willkommen?
Der erste Eindruck war auf jeden Fall positiv. Es fühlt sich schon ein bisschen an wie ein Olympisches Dorf – und nicht wie ein Gefängnis. Auch mit den Tests hat alles reibungslos geklappt, Gott sei Dank. Natürlich hatte ich Bammel vor dem ersten nach der Landung. Ich kann auch sagen, dass es der intensive Test war, den ich je hatte, aber sonst hat alles gepasst.
Fühlen Sie sich also gerüstet, sportlich und mental?
Das auf jeden Fall. Grundsätzlich bin ich bis jetzt auch sehr zufrieden mit der Saison – bis auf zwei, drei Pechrennen. Aber: Wenn ich beim vorletzten Tor in der Qualifikation wegrutsche, brauche ich mir keine großen Vorwürfe machen. Das ist dann einfach unglücklich. Man kann nicht immer oben stehen. Ich weiß, was ich draufhabe.
Sie waren ja sogar im engen Kreis bei der Wahl der Fahnenträgerinnen.
Ja, unglaublich. Das war unheimlich emotional für mich, dass ich auf dieser Liste gelandet bin. Ich hab das auch als große Ehre für unsere Sportart empfunden. Wahnsinn wäre gewesen, wenn ich’s am Schluss auch noch geworden wäre, aber ein zweiter Platz ist auch nicht schlecht.
Apropos. Spüren Sie nach dem Rücktritt von Selina Jörg, dass der Druck auf Sie größer geworden ist?
Sie fehlt mir, aber das mit dem Druck würde ich auf gar keinen Fall unterschreiben. Ich sehe das recht entspannt. Natürlich habe ich mir Ziele gesetzt, keine kleinen sogar. Aber im Endeffekt gehört auch ein bisschen Glück dazu. Wir haben nur einen Wettkampftag, da muss halt alles zusammenpassen. Und im Endeffekt klappt es dann – oder es klappt nicht.
Sie haben mehrfach betont, dass die Medaille diesmal auch gerne aus Gold sein darf. Warum haben Sie sich die Latte selber so hochgelegt?
Ganz einfach: Weil das meine ehrlichen Ziele sind. Da brauche ich ja niemandem etwas anderes zu erzählen. Ich hab in den letzten Jahren gezeigt, was ich drauf habe. Deswegen ist das kein unrealistisches Ziel, finde ich.
Sportdirektor Andi Scheid hat Ihnen einen charmanten Spitznamen verpasst: Rampensau. Fühlen Sie sich getroffen?
(lacht) Ich finde, das passt ganz gut. Weil ich am Start nie so nervös bin. Und weil ich im Rennen oft viel schneller bin als im Training. Also, ich empfinde es als Lob.
Melanie Hochreiter und Carolin Langenhorst sind in Peking mit im Team. Stimmt es, dass Sie mit den beiden schon in den Kindergarten gegangen sind?
Ja, das stimmt. Wir kommen alle aus Bischofswiesen, alle drei aus dem gleichen Kindergarten – und haben uns jetzt gemeinsam für Peking qualifiziert. Für mich ist das etwas ganz Besonderes, denn wer hätte das vor 20 Jahren für möglich gehalten? (lacht)
Ihr Rennen ist am Dienstag – und bereits wenige Tage später ist Ihr Rückflug . . .
Da bin ich auch sehr froh drüber. Ich möchte mich nicht unnötig in China aufhalten. Wobei: Wenn’s möglich ist, schaue ich mir natürlich andere Wettbewerbe an, zum Beispiel unsere Freestyler. Ich kann das aber alles noch schlecht einschätzen.
Liegt Ihnen eigentlich der Hang in Peking?
2019 war ein Weltcup dort, den konnte ich gewinnen. Wenn er noch genauso ausschaut wie damals, ist es vielleicht ein gutes Omen.
Mal angenommen, es klappt mit dem angestrebten Gold – was würde das wohl für Sie und Ihr weiteres Leben bedeuten?
Puh, keine Ahnung. Ich plane nie so weit voraus, aber in meiner Vitrine wäre schon noch Platz für eine Goldmedaille (grinst).
Interview: Uli Kellner