Ein Maximum an Offensive

von Redaktion

Für Nagelsmann „ein schöner Sieg“: Bayern bleiben gegen Leipzig bei ihrem hohen Toreschnitt

VON PHILIPP KESSLER

München – Am Samstagabend zog Julian Nagelsmann erst einmal alle Blicke auf sich. Der Grund: die rote Adidas-Bomberjacke, die der Bayern-Trainer beim Duell gegen seinen Ex-Club Leipzig trug. Eine Sonderanfertigung anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes, das auf den 1. Februar fiel. Das Design ist mit Recyclingmaterial gefertigt, das aus Textil- und Haushaltsabfällen hergestellt wird. „Adidas hat mir die Jacke geschickt und gefragt, ob ich sie heute tragen könnte“, verriet Nagelsmann im Interview mit ESPN. „Ich habe gesagt, vielleicht ist es ein bisschen zu kalt, aber ich bewege mich eh so schnell in der Coaching-Zone. Am Ende war es warm genug. Ich bin glücklich, wenn ein paar Fans vor dem Fernseher sagen, dass es eine schöne Jacke ist.“

Nicht nur die Outfits des Trainers sind ein Hingucker. Auch die Spielweise seiner Bayern ist es. Dem Drei-Treffer-Schnitt pro Partie wurden die Münchner auch gegen Leipzig gerecht, siegten dank Toren von Thomas Müller, Robert Lewandowski und Leipzigs Josko Gvardiol, der eine Hereingabe von Serge Gnabry ins eigene Tor lenkte, mit 3:2. Den Sachsen glückte durch André Silva und Christopher Nkunku nach Ballverlusten des FC Bayern im defensiven Mittelfeld zwischenzeitlich zweimal der Ausgleich. Zu wenig am Ende.

„Es war ein wichtiger und schöner Sieg“, betonte Nagelsmann, der wie gegen die Hertha (4:1) auf ein offensives 3-2-4-1-System setzte, in dem Kingsley Coman und Gnabry die Flügel besetzten. „Jokerposition“ oder „offensive Außenverteidigerposition“ nennt es der Fußballlehrer. „Ich habe mich entschieden, die aktuell offensivste Mannschaft zu bringen. Ich hätte auch vier Verteidiger, alles gelernte Innenverteidiger, aufstellen können, will aber in der Offensive derzeit einfach keinen Spieler opfern.“

Weil auch die Leipziger von Anfang an munter nach vorne spielten, war es ein Spektakel für die unter Einhaltung der Corona-Regeln wieder erlaubten 10 000 Fans in der Allianz Arena. „Ich hätte es gern nicht so spannend gehabt“, sagte Joshua Kimmich, der am Dienstag 27 Jahre alt wird und kürzlich erfahren hatte, dass er ein drittes Mal Vater wird, nach der emotionalen Partie. „Insgesamt haben wir verdient gewonnen. Wir freuen uns über den wichtigen Dreier.“

Was Nagelsmann indes nicht glücklich machte: In der ersten Halbzeit nahmen die Bayern zu viel Risiko in den Umschaltsituationen. „Wir wollten jeden Angriff unbedingt zum Abschluss bringen“, analysierte der Trainer. „Wir mussten insgesamt einen Tick zu viel anlaufen, weil wir den Ball zu schnell mit zu viel Risiko wieder hergegeben haben.“ In seiner Halbzeitansprache wies Nagelsmann darauf hin. Danach wurde es besser. „Dann hatte Leipzig nicht mehr ganz so viele Aktionen, wie sie in der ersten Halbzeit noch hatten. Ich finde, insgesamt war es ein gutes Spiel von beiden Mannschaften.“

Bayern festigte durch den Sieg die Tabellenführung. „Das ist immer wieder ein Zeichen an andere Mannschaften“, hob Kapitän Manuel Neuer hervor. Entsprechend entspannt konnte Nagelsmann am Sonntagnachmittag bei „Matchboxautos und Playmobil“ des Sohnes im Wohnzimmer den Auftritt von Verfolger Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen verfolgen. Übrigens: Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) treffen die Münchner auf den VfL Bochum. Leroy Sané schickte schon mal eine Torwarnung an den Aufsteiger und die kommenden Gegner. „Wir sind hungrig“, stellte der Offensiv-Star klar: „Wir wollen so oft wie möglich treffen. Wir machen einfach immer weiter.“

Unaufhaltsam, diese Bayern, die gegen Leipzig nun zum 68. Mal in Folge in einem Bundesliga-Spiel mindestens ein Tor erzielt haben. Rekord.

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