Nach Transferschluss
Der 21. Spieltag eröffnete mancherorts eine neue Zeitrechnung. Weil Spieler, die eine Mannschaft geprägt hatten, vergangene Woche auf den letzten Drücker gewechselt waren. Oder weil eine große Figur des Vereinslebens sich entschlossen hatte, ihr Leben in nächster Zeit anders zu gestalten.
Deswegen hat man besonders auf Borussia Mönchengladbach geblickt. Die gute Seele Max Eberl hatte sich nach 23 Jahren im Club ermattet zurückgezogen (was nur zufällig mit Ablauf der Transferfrist zusammen fiel). Und wie fühlt es sich nun an für Gladbach? Nahezu alle Spieler hatten ihre persönliche und gute Beziehung zum Sportchef zum Ausdruck gebracht. „Er hat mich ja hierhergeholt“, sagte Torhüter Yann Sommer – und das galt auch für alle anderen. „Wir vermissen ihn, es sind emotionale Tage, aber irgendwann müssen wir das auch mal abhaken“, erklärte Nationalspieler Jonas Hofmann nach dem 1:1 in Bielefeld.
Das Ergebnis nahm Mönchengladbach als zufriedenstellend an. Ein 0:1-Rückstand wurde wettgemacht, die Qualität, die in der Mannschaft steckt, durchaus bestätigt. Trainer Adi Hütter nahm eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ wahr. Dem Verein rät er zur Ruhe und Geduld bei der Eberl-Nachfolge-Suche. Hütter selbst ist gerade nicht das Thema, solange seine Vorgesetzten-Position vakant ist.
Spektakulärster Spielerwechsel zum Transferschluss war der von Max Kruse von Union Berlin zum VfL Wolfsburg. Und die Köpenicker, eben noch Champions-League-Aspirant, verloren beim FC Augsburg 0:2. Der Kreativkopf fehlte spürbar. „Max ist ein Unterschiedsspieler, aber nicht mehr bei uns. Es bringt also nichts, über ihn zu diskutieren“, sagt Union-Trainer Urs Fischer. „Wir versuchen, nach seinem Abgang eine neue Lösung hinzubekommen.“ Aus Paderborn wurde der bullig-dynamische Sven Michel geholt, er bekam in Augsburg eine halbe Stunde Spielzeit. „Gute 30 Minuten, natürlich fehlt noch die Bindung. Aber er ist torgefährlich, das gefällt mir“, so Urs Fischer. Ob er das Thema Kruse aber so schnell wie gewünscht hinter sich lassen wird? „Das hängt von Ihnen ab“, sagte er in Augsburg zu Berliner Journalisten, „stellen Sie mir die Frage nicht mehr.“
FC Augsburg
Ricardo Pepi, die 19-jährige US-Pretiose des FC Augsburg, stand nicht im Kader für das Heimspiel gegen Union Berlin. Er war gerade erst von einer Länderspielreise zurück – mit dicker Nase („aber nur geprellt, nicht gebrochen“, so FCA-Trainer Markus Weinzierl). Doch Augsburg raffte sich zu einer seiner besten Saisonleistungen auf. Seit Pepi da ist, trifft der fast vergessene Michael Gregoritsch. „Im September. Oktober sah es bei ihm noch nicht danach aus“, erinnert sich Weinzierl, bemerkte aber zunehmenden Fleiß beim Österreicher. „Bei ihm ist die Intensität im Spiel die Basis“, sagt der Coach. „Gegen Union hatte er in 50 Minuten Nettospielzeit 38 bis 40 Sprints.“ Neben seinem Tor (1:0) glänzte „Gregerl“ mit einem Lattenknaller, präziser war nur der 2:0-Distanzschuss von Andre Hahn (31), der 2014 mal ein Länderspiel bestritt.
VfB Stuttgart
Der Effekt des Trainingslagers in Marbella verpuffte schnell, der VfB Stuttgart schießt zwar wieder Tore, kassiert aber noch mehr – 2:3 gegen Frankfurt. Trainer Pellegrino Matarazzo wirkt genervt, doch Sportdirektor Sven Mislintat stellt ihn – glaubwürdig – nicht infrage. „Das Potenzial ist da, um Widerstände zu überwinden“, sagt auch der bald scheidende Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger. Er richtet sich an die Spieler: „Sie müssen es begreifen.“ Es geht also erst mal weiter mit Matarazzo. GÜNTER KLEIN