Cerne und der Platz des himmlischen Siegens – Von der Groeben spricht in GROSSBUCHSTABEN

von Redaktion

TV-KRITIK

Willkommen aus Zhangjiakou! Oder auch aus Schang Kakao, wie das tiefverschneite chinesische Olympia-Örtchen bei Katrin Müller-Hohenstein heißt. Aber man muss würdigen, dass sich KMH überhaupt noch mit chinesischen Namen herumplagt, während ihr pragmatischer Kollege Rudi Cerne das Skifahren längst an die „Strecke in Peking“ verlegt hat, auf den Platz des himmlischen Siegens. So was kriegt man mit, wenn man sich die ultimative Wintersport-Dröhnung gibt, die Olympianacht im ZDF ab 2 Uhr früh. Bei einem Tasserl wärmendem Katrin-Kakao erlebt man dann viel Schönes und Amüsantes. Man versteht aber auch, warum Adele, die Lerchenberg-Helene, im ZDF-Olympia-Lied ächzt: „Oh my God!“

Wetten-dass-Rudi: Zugegeben, wir mögen Rudi Cerne. Er hat sich vor 30 Jahren einen Conférencier-artigen Moderationsstil angewöhnt, den er bis heute unaufgeregt durchhält, ohne Rücksicht auf neumodische Zumutungen wie Insta-gram oder TikTok. Bei ihm hört man noch gediegene Sätze wie: „Mit im Bunde zwei deutsche junge Sportler.“ Und wenn sich der Rudi über dubiose neue Sportarten wie Triple Mixed Macha Ski Latte wundert, dann sagt er höflich, wenn auch umständlich: „Man ist ja bemüht, das Programm immer attraktiver und vor allen Dingen auch jünger, oder beziehungsweise für jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer zu gestalten.“ Er wirkt grandseigneurig und höflich wie früher Frank Elstner. Im Endeffekt ist Wetten-dass-Rudi das moderierende gute alte Deutschland, das ist irgendwie schön. Wenn Sie möchten, faxt er Ihnen die Olympia-Ergebnisse.

Der grobe Groeben: Während Cerne beruhigend wie Olaf Scholz spricht, brüllt der einstige Judo-Graf Alexander von der Groeben beim Curling halb China kurz und klein. Und zwar IN GROSSBUCHSTABEN. VON DER GROEBEN ist der einzige Olympia-Reporter, der in GROSSBUCHSTABEN spricht – und das mit einem Raufaser-Organ, gegen das Mario Basler wie ein Nichtraucher wirkt: „Möglichkeit für die Tschechen, diesen Stein der Amerikaner ANZUGREIFEN!“ Das klingt gefährlich wie Russland an der ukrainischen Grenze, nur ohne Putin. Bei seinem gewalttätigen Steineschubsen mit Brutalo-Besen hört sich jeder Curler an wie ein usbekischer Jiu-Jitsu-Kämpfer, der zum WÜRGEGRIFF ansetzt. Immerhin: Man schläft nicht ein nachts um drei.

Monopoly-Michael: Aris Donzelli und Michael Pfeffer, die Alpin-Preußen des ZDF aus Dortmund und Göttingen, bleiben gewohnt kurios. Wenn Experte Marco Büchel erklärt, dass der Schina-Schnee gar nicht eisig ist, erzählt Donzelli postwendend: „Sie hören das Kratzen auf diesem eisigen, harten, betonharten Untergrund.“ Pfeffer ist vielfältig interessiert, nur nicht am Skirennen, das er gerade kommentiert. Zwischenzeiten bei der Abfahrt ignoriert er konsequent, er plaudert lieber: „138 km/h darf man in China auf keiner Autobahn fahren. Mit dem Tempo wird man direkt, wenn man in der Monopoly-Sprache bleibt, ins Gefängnis gesteckt.“ Michael Pfeffer liegt in seinen Prognosen so zuverlässig daneben: Wenn er sagt, dass es morgen schneit, kann man schon mal die Badehose rauslegen. Da loben wir uns Sigi Heinrich und Experte Michael Rösch, die beim Sieg von Denise Herrmann auf Eurosport vorbildlich eskalierten: „Es wird Gold, Junge, es wird Gooooold!“ Und der tschechischen Konkurrentin Markéta Davidová blieb statt einem Goldklumpen, so Rösch, „nur ein böhmischer Knödel“. JÖRG HEINRICH

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