München – Es ist bei den Basketballern des FC Bayern ja eher selten, dass auch der Präsident mit aufs Podium tritt. Doch Dienstagmorgen gab es halt doch Außergewöhnliches zu vermelden. Man hatte für die brennendste Frage des Jahres schon eine Antwort gefunden. Vladimir Lucic bleibt an Bord. Bayerns viel umworbene Vorzeigekraft bleibt bis mindestens 2025 ein Münchner. Und das war durchaus eine Neuigkeit, die auch Herbert Hainer mit einem zufriedenen Lächeln quittierte: „Er ist nicht nur der Schlüsselspieler der Mannschaft“, sagte der Clubchef, „er ist ein Leader. Dass er bleibt, ist ein wichtiges Zeichen.“
Vor allem ist es ein ungewöhnlich frühes Zeichen. Im Basketball werden ja eher selten schon zur Saisonmitte Fakten für die Zukunft geschaffen. Aber Lucics Fall ist ja auch speziell gelagert. Auch in dieser Saison hat man schon des öfteren gesehen, welches Gewicht der Serbe für den FC Bayern hat. Ohne den Corona-kranken Lucic startete man mit einer 0:4-Bilanz in die Euroleague. Mit ihm haben die Münchner nun wieder beste Karten auf die Playoffs. Für Herbert Hainer hat Lucics Anwesenheit sogar ungefähr das gleiche Gewicht wie das Mitwirken von Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski bei den Fußballern zusammen. „Wenn er reinkommt“, sagte der Präsident, „dann bewegt er eigentlich immer etwas.“
Das ist natürlich auch anderen nicht entgangen. Gerade in den beiden vergangenen Jahren klopften viele europäische Clubs bei Basketball-Chef Marko Pesic an. Doch Lucic bleibt und lange überreden mussten Pesic und Kollegen ihn dazu nicht. Dem Co-Kapitän war selbst daran gelegen, auch das vielleicht letzte Kapitel seiner Spielerkarriere in München zu verbringen. Das hat bei ihm nicht nur mit dem Sport zu tun. Seine Familie fühlt sich in der Landeshauptstadt pudelwohl. „Und ich bin ein loyaler Mensch“, sagte er, „ich bin auch in der gleichen Beziehung seit ich 19 war.“
Aber natürlich glaubt Lucic auch an das Projekt, das sich mit ihm entwickelt hat. Als er 2016 aus Valencia kam dümpelten die Bayern durch den zweitklassigen Eurocup. Heute ist selbst das Final-4 der Euroleague eine reale Option und Lucic, im Vorjahr nicht umsonst ins All-Star-Team gewählt, gilt als einer ihrer Besten. Und der Serbe ist längst das, wonach der Verein seit seinem Wiederaufstieg vor einem Jahrzehnt so händeringend gesucht hat. Er ist das Gesicht des Clubs, der „Franchise Player“, wie der Basketball das üblicherweise nennt. Und auch wenn dieser Vladimir Lucic ein Teamspieler ist, ein Mann der nicht viel auf persönliche Meriten gibt – natürlich dürfte auch das seine Entscheidung beeinflusst haben. Eine derart exponierte Rolle hätte er bei wohl keinem neuen Club mehr bekommen.
Klar ist: es ist eine Personalie, die für die weiteren Pläne der Bayern Wirkung haben könnte. Trainer Andrea Trinchieri ist längerfristig an den Club gebunden, vergangene Woche verlängerte auch Marko Pesic sein Engagement in München vorzeitig. Und nun bleibt also auch der wichtigste Spieler des Teams ein Bayer. Das sind gute Argumente, wenn Pesic, Hainer & Co. nun im Hintergrund weiter an der Zukunft der Basketball-Sparte feilen. „Genau die Kontinuität, die wir für die nächsten drei Jahre unbedingt brauchen“, sagte Pesic dem entsprechend. Man ahnt: die nächsten Fakten werden nicht lange auf sich warten lassen.
Zumal auch die aktuelle sportliche Entwicklung passt. Die Formkurve der Bayern zeigt seit einigen Wochen deutlich nach oben. Das hat auch Vladimir Lucic mit Freude festgestellt. „Es hat bei uns geklickt und wir haben unser Niveau in allen Bereichen um einige Prozent hoch gefahren“, sagte er, „das ist aber auch wichtig so.“ Weil vor allem in Europa die entscheidenden Wochen dieser Saison nun längst begonnen haben.