Rodeln? Viele verbinden das mit Kindheitserinnerungen im Schnee, an die ersten frühen Erfahrungen mit Geschwindigkeit. Ein unvergesslicher Winterspaß. Die geschwinde Fahrt auf dem Holzschlitten hat in deutschen Landen aber auch eine markant leistungssportliche Ausprägung gefunden. Die tollkühnen Präzisionsarbeiter im Eiskanal sind zu den zuverlässigsten Goldschmieden des deutschen Sports geworden. Bei den Rodel-Wettbewerben im National Sliding Center von Yanqing erklang stets die deutsche Hymne. Die Gesamtausbeute: 4 x Gold und 2 x Silber. Zwei Drittel des bislang von Team D errungenen Edelmetalls gehen auf das Konto der Kufenflitzer. Eine – einmal mehr – grandiose Bilanz.
Die deutsche Wertarbeit, die nun schon seit vielen Jahrzehnten traditionell bei Großereignissen abgeliefert wird, kommt natürlich nicht von ungefähr. Schließlich verfügt der Rodelsport über eine einzigartige Infrastruktur: nämlich vier große (auch von den Bobfahrern höchst effektiv genutzte) Bahnen in Königssee, Oberhof, Winterberg und Altenberg. Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Und auch die wissenschaftliche Herangehensweise sucht ihresgleichen. In den Werkstätten des Berliner Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), die ihren Ursprung in DDR-Zeiten hat, wurden Top-Speed garantierende Hightech-Gefährte ertüftelt. Und hinter den Erfolgen steht natürlich nicht zuletzt auch ein maximal qualifizierter Trainerstab, der aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpft. Wen wundert’s also, dass unsere Rodler das Maß aller Dinge sind: Von den 52 Goldmedaillen, die in der olympischen Geschichte vergeben wurden, gingen 38 an die deutschen Seriensieger. Nur 14 wurden der Konkurrenz überlassen. Und national bescherten die Schlittenfahrer solche Ausnahmeerscheinungen wie den Urbayern Georg Hackl (dreifacher Olympiasieger) oder Natalie Geisenberger und die Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt, die in Peking mit sechs Mal Gold zu den deutschen Rekord–Olympioniken aufstiegen.
Für die Rodler ist die große Sause in China nun also vorbei. Doch auf dem Siegerpodest des spektakulären Eiskanals von Yanqing dürfte auch in der kommenden Woche Deutsch gesprochen werden. An der Reihe sind die Bobpiloten. Auch hier gilt die Prognose: Und am Ende siegt Deutschland.
Armin.Gibis@ovb.net