Wunderkind im Zwielicht

von Redaktion

Russlands Eiskunstläuferin Kamila Walijewa soll positiv auf Doping getestet worden sein – doch der Fall ist kompliziert

Peking – Die Gerüchteküche brodelte, Namen und Substanzen geisterten durch Peking – und dann gab die Internationale Testing Agency, die sich für das IOC um die Dopingproben bei den Olympischen Winterspielen kümmert, tatsächlich ein Ergebnis bekannt. Hossein Saveh Shemshaki, ein Skiläufer aus dem Iran, wurde positiv auf ein verbotenes Steroid getestet. Infos zum eigentlichen Auslöser der allgemeinen Aufregung, den Dopingspekulationen im Eiskunstlauf um das russische Wunderkind Kamila Walijewa, ließen dagegen auf sich warten.

Weil sie eben genau das seien, „Spekulationen“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Vormittag. Beteiligen werde er sich daran nicht: „Wir müssen abwarten – sorry.“ Es handele sich bei der ausgefallenen Medaillenvergabe für den Teamwettbewerb um eine „offene Rechtsfrage“, an der alle Beteiligten „so schnell wie möglich arbeiten“, sagte er.

Russland hatte die Konkurrenz am Montag deutlich vor den USA und Japan gewonnen, am Dienstag sollte die Siegerehrung stattfinden, doch zwei Tage später wird hinter den Kulissen noch immer gestritten. „Geduld und Verständnis“ habe das IOC auch von den Sportlern erbeten, sagte Adams. Der „Rechtsfall“ gestaltet sich offenbar extrem kompliziert.

Und das könnte mit Walijewa zusammenhängen, die in den Mittelpunkt der Spekulationen gerückt war. Die Europameisterin soll laut russischen Medien positiv auf das Stimulans Trimetazidin getestet worden sein – und zwar vor den Spielen,. Das Problem: Walijewa ist erst 15 Jahre alt und damit laut WADA-Code besonders „schutzbedürftig“.

Am Donnerstag trainierte sie in Peking für die Einzelentscheidung am Dienstag und Mittwoch und äußerte sich anschließend nicht. Der Weltverband ISU verwies auf das Internationale Olympische Komitee. Olga Jermolina, Sprecherin des russischen Eiskunstlaufverbandes, sagte „TASS“: „Kamila ist nicht von den Spielen ausgeschlossen. Wir warten auf ein offizielles Statement des IOC.“

Die vermeintliche Substanz, von der RBC aus zwei Quellen erfahren haben will, ist in der Sportwelt bekannt. Trimetazidin wird zur Prophylaxe von Angina verschrieben und kann laut WADA die Ausdauer und den Blutfluss steigern. Seit 2014 steht es auf der Liste der verbotenen Medikamente,

Dass ein möglicher Dopingfall im russischen Team für mehr Aufregung sorgt als eine positive A-Probe eines Iraners, ist klar. Die Manipulationen der Sotschi-Spiele 2014 wirken nach, Russland ist als Nation bei Großereignissen gesperrt. Seine „neutralen Athleten“, die nachgewiesen haben, sauber zu sein, dürfen in Peking unter dem Namen des Nationalen Olympischen Komitees (ROC) teilnehmen, Flagge und Nationalhymne sind verboten.  sid

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