München – Bouna Sarr (30) hat am vergangenen Sonntag Historisches geschafft: Der Bayern-Star hat entscheidenden Anteil daran, dass Senegal zum ersten Mal in der Geschichte des Landes den Afrika Cup gewinnen konnte. Im Finale setzten sich der Rechtsverteidiger und seine Kollegen im Elfmeterschießen (4:2) gegen Ägypten durch. Nun spricht Sarr zum ersten Mal ausführlich über den Titel-Gewinn.
Am Sonntag haben Sie mit Senegal den Afrika Cup gewonnen. Wie fühlt es sich an, Champion eines Kontinents zu sein?
Ich bin sehr glücklich, weil es mein erstes Turnier mit Senegal war. Jeder hier im Land hat auf den ersten Afrika-Cup-Titel unserer Nation gewartet. Ich bin sehr stolz, Teil derjenigen zu sein, die Geschichte geschrieben haben. Es ist ein historischer Erfolg – für Senegal und auch für mich!
Nach dem Elfmeter-Sieg gegen Ägypten haben Sie geweint. Warum?
Nach dem Finale sind alle Emotionen von mir abgefallen. Ich habe realisiert, was dieser Titel für Senegal bedeutet. Dass ich mir im Kopf vorgestellt habe, wie die Menschen feiern, hat zusätzlich Freudentränen bei mir ausgelöst.
Bei der Titel-Party am Montag in der senegalesischen Hauptstadt Dakar wurden Ihre Kollegen und Sie ordentlich gefeiert.
Die Euphorie der Menschen war überwältigend. Es war unglaublich, dass so viele mit uns feiern wollten. Für wenige Kilometer haben wir mit dem Bus sieben Stunden gebraucht. So etwas vergisst man sein Leben nicht.
In allen Turnier-Spielen haben Sie durchgespielt. Wie wurden Sie aufgenommen in der senegalesischen Nationalmannschaft?
Sehr gut. Ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt. Am Anfang gab es Kritik, weil ich mich für Senegal entschieden habe. Ich habe aber schnell meine Liebe für das Land gezeigt und was es mir bedeutet, dieses Trikot zu tragen.
Was bedeutet Senegal für Sie?
Ich fühle sehr viel Liebe für dieses Land, in dem mein Vater geboren wurde. Ich bin mit der senegalesischen Kultur aufgewachsen und war ihr schon immer sehr verbunden, auch aufgrund vieler Besuche dort. Seitdem ich das Nationalmannschafts-Trikot trage, hat sich meine Liebe für Land und die Menschen noch einmal verstärkt. Dass ich nun mit Senegal den ersten Afrika-Cup-Sieg der Geschichte holen konnte, ist der bisher größte Stolz in meinem Leben.
Am Freitag sind Sie nun wieder zum FC Bayern zurückgekehrt – mit welchen Zielen?
Die Ziele haben sich nicht verändert. Ich möchte so viel Einsatzzeit wie möglich haben – sei es als Einwechselspieler oder von Beginn an. Ich hoffe, dass ich beim Afrika Cup beweisen und zeigen konnte, dass ich die Fähigkeit besitze, auch bei Bayern zu spielen.
Trainer Julian Nagelsmann hat kürzlich auf einer Pressekonferenz gesagt, dass Sie unter ihm bislang nicht besser trainiert oder gespielt haben als Ihre Konkurrenten auf der Rechtsverteidiger-Position. Stimmen Sie zu?
Ich gebe in jedem Training alles und hoffe wie gesagt, dass jetzt auch meine Leistungen beim Afrika Cup helfen, dass ich eine neue Chance bekomme, zu zeigen, dass ich in der Lage bin, mehr zu spielen als bisher. Es liegt an mir, das unter Beweis zu stellen.
Warum konnten Sie sich bislang nicht beim FC Bayern durchsetzen?
Ich werde immer die Entscheidung eines jeden Trainers respektieren und akzeptieren. Wenn ich nicht spiele, frage ich mich selber: Bouna, was kannst du noch besser machen?
Hat Nagelsmann Ihnen persönlich erklärt, warum Sie nicht spielen?
Er hat mir am Anfang erklärt, dass er mehr von mir erwartet. Ich arbeite hart und gebe immer mein Bestes. Es liegt immer an einem selber. Das ist meine Persönlichkeit, dass ich immer auf mich schaue und versuche, meine Leistungen zu optimieren.
Interview: Philipp Kessler