Snowhow aus Mainz-Ost in „Ski-Terra X“

von Redaktion

TV-KRITIK

Es ist kurz nach zwei Uhr nachts. Deutschland schläft, nur Katrin wacht und jauchzt aus ihrem Norwegerpulli Törbjørn: „Wir sind’s, die Early Birds!“ An dieser Stelle fragt man sich stockmüde: Hat der frühe Vogel einen Vogel? So gut kann ein Wurm gar nicht schmecken. Aber beim Zuschauen merkt man schnell, dass es sich rentiert. Denn was das ZDF aus China sendet, ist feines Wissenschafts-Fernsehen, bei dem sich auch noch jemand bewegt. Wir fassen das neueste Snow-how aus Mainz-Ost zusammen.

– Bös-Schnee: Marco Büchel, liechtensteinischer Ski-Gelehrter, erklärt die Sache mit dem leidigen China-Schnee bei der Frauen-Abfahrt endlich mal richtig. Vor den Dramen bei den Damen weiß er, was es mit dem „chinesisch-aggressiven Schnee“ auf sich hat: „Die Schneekristalle sind sehr spitzig.“ Deshalb krallt sich der Ski bei jeder Steuerbewegung sofort im Schnee fest. Das Gegenteil vom Festkrall-Schnee ist „gutmütiger Schnee“, schildert der Harald Lesch der Alpen: „Gutmütiger Schnee ist Frühlingsschnee. Da kann man das Knie hineinlegen, da passiert noch gar nicht viel.“ Aber so einen braven Heidi-Geißenpeter-Blüemli-Schnee hat der Bach für China natürlich nicht organisiert, odrrrrr?

– Schmerzen und Kälte: Aris Donzelli, Alpin-Spezialist aus Dortmund, kennt die Leiden der schwer am Knie verletzten Italienerin Sofia Goggia. „Schienbeinkopfprellung, leichter Riss, man spricht da auch von einem Bruch“, diagnostiziert Dr. Donzelli für die medizinisch interessierten Zuseher. Sofia holt trotz Prellrissbruch Silber – weil sie auf den Rat von Marco Büchel hört. Der verrät, dass ein Liechtensteiner keinen Schmerz kennt: „Am Start einen Ast zwischen die Zähne, auf Holz beißen, und bis ins Ziel drauf bleiben.“ Gut, dass das Goggia-Knie bei minus 22 Grad so tiefgekühlt ist, dass es den Schmerz wegfrostet. Und das, obwohl sie als Frau bei der aggressiven Kälte benachteiligt ist, so Büchel: „Bei den Männern bringt ein Bart etwas, bei Frauen eher weniger.“ Conchita Wurst hätte Gold praktisch sicher.

– Geografie: Im Rahmen der ZDF-Wissenssendung „Ski-Terra X“ erklärt Donzelli die Namen der Streckenteile. „Silk Road, Seidenstraße, der Begriff entlehnt vom alten Karawanen-Handelsweg. Und der stammt von einem Deutschen“, begeistert sich Aris, die alte Kartoffel, „einem Geografen, 1877, Ferdinand von Richthofen“. Hier vermissen wir den Hinweis, dass der Ferdl Ehrenmitglied des Thüringisch-Sächsischen Vereins für Erdkunde war, aber man kann nicht alles haben. Beim Skifahren erfährt man dann eher weniger von Donzelli und Büchel. Wobei: Wenn die beiden jemanden auf Medaillenkurs sehen, kann man sicher sein, dass es schiefgeht. Marco Büchel im Zielschuss von Kira Weidle: „Ich sag dir, das geht vielleicht um Gold.“ Und prompt ist sie Vierte.

Unser Tipp an Sie, liebe Lesenden: Wenn Ihnen jemand vom ZDF die Lottozahlen oder eine Aktie andrehen will, seien Sie skeptisch!

– Skifahren: Wer sich weniger für Wissenschaft und mehr für Wintersport interessiert, ist beim parallel laufenden ARD-Livestream mit Bernd Schmelzer grundsätzlich besser aufgehoben. Der BR-Skifex erspäht sofort, wer gewinnt und wer verliert. Und er braucht im Ziel nur ein Wort, um das Pech von Kira Weidle auf den Punkt zu bringen: „Lena!“ Wieder Vierte, wie Lena Dürr.

Tipp: Wenn Ihnen der Schmelzer eine Aktie empfiehlt, greifen Sie zu! JÖRG HEINRICH

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