Salzburg – Gerade so nochmal an der Krise vorbeigeschrammt. Keine vier Tage nach der Blamage beim Vfl Bochum sorgte Kingsley Coman in den Schlussminuten dafür, dass Julian Nagelsmann von seiner erste handfesten Krise als Trainer des FC Bayern verschont blieb. Mit einem Volleyschuss glich der Franzose zum 1:1 (0:1)-Endresultat aus und sorgte dafür, dass der deutsche Rekordmeisters mit einer guten Ausgangsposition in das Rückspiel starten kann. Er war der versöhnende Abschluss eines Abends, an dem die viel kritisierte Bayern-Abwehr gerade in der ersten Halbzeit wieder anfällig war.
Die Lehren aus Bochum waren in Nagelsmanns Startelf zu sehen. Anders als beim Himmelfahrtskommando im Ruhrgebiet, wo der Münchner Cheftrainer mit vier Innenverteidigern und einer einzigen Sechs formiert hatte, setzte der 34-Jährige in Salzburg wieder auf eine Dreierkette und eine Doppelsechs davor. An den Offensivspielern, die sein Spiel zwangsläufig zu einer risikobehafteten Angelegenheit machen, hielt Nagelsmann jedoch fest. Und musste dabei zusehen, wie die Hausherren – ähnlich wie vergangenen Samstag die Bochumer – eben jene Räume bespielten, die die Bayern ihren Gegnern aktuell aufgrund besagter offensiv orientierten Ausrichtung bieten.
Als Salzburger Balleroberer in der Zentrale fungierte Mohamed Camara. Der Mittelfeldspieler stibitzte den erneut nicht gerade präzise agierenden Münchnern gerade in der Anfangsphase viele Bälle, sodass die Salzburger nicht lange auf die ersten Umschaltmomente warten mussten. Und dass die Österreicher in der Tat gut umschalten, legten sie insbesondere nach 21 Minuten einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Nach einem Ballverlust in der Offensive schickte Camara fix Karim Adeyemi auf die Reise, das Leder landete schließlich beim kurz zuvor für den verletzten Noah Okafor eingewechselten Chikwubuike Adamu, der es fein ins Kreuzeck zirkelte. Erste Erinnerungen an Bochum wurden wach.
Die Bayern zeigten aber ein etwas anderes Gesicht als an der Castroper Straße. Gerade in der Offensive harmonierten sie besser, was in einer Vielzahl von Chancen mündete, die die Gäste allerdings nicht zu nutzen wussten. Sowohl Kingsley Coman (19. Minute) als auch Serge Gnabry (10.) und Leroy Sané (30.) tauchten gefährlich vor Keeper Philipp Köhn auf, gerade im Abschluss mangelte es aber an der letzten Präzision. Dies lag auch darin begründet, dass Robert Lewandowski meistens nicht dort stand, wo die Zuspiele seiner Mitspieler landeten.
Immerhin: Die Bayern verlagerten das Geschehen zunehmend in die Hälfte der Salzburger, die die Münchner Hintermannschaft mit zunehmendem Spielerverlauf auch immer effektiver am Kontern hinderte. So in etwa dürfte Nagelsmann sich das vorgestellt haben, als er an ein System mit bis zu fünf Stürmern dachte. Die hatten auch immer mehr Chancen, hinderten sich aber teilweise selbst am Ausgleich.
Und Lewandowski? Glänzte weiterhin mit Abwesenheit. Bei Coman war das genaue Gegenteil der Fall. Gerade in der Schlussphase mauserte sich der Franzose zum bayerischen Aktivposten im Angriff, trieb Linksverteidiger Rasmus Kristensen mit seinem Tempo zur Verzweiflung. Doch auch seine Schüsse, von denen es einige gab, fischte der glänzend aufgelegte Köhn herunter. Alle bis auf einen. Eine Minute vor Schluss verlängerte Müller eine Pavard-Hereingabe, Coman nahm ihn volley – und vertagte mit dem verdienten Tor zum 1:1 schließlich die Bayern-Krise.
Thomas Müller meinte: „Wir mussten mehr leiden, als wir uns das vorgestellt hatten.“ Der FC Bayern sei nach dem Rückstand gut zurückgekommen. „Das 1:1 ist zwar nicht unser Wunschergebnis, aber es war schon okay, wie wir das am Ende noch hingebogen haben.“