Peking – Eric Frenzel wollte nach den härtesten Wochen seiner Karriere nur noch heim. Elf Tage Ausharren in der Corona-Quarantäne und sein Zusammenbruch im Staffel-Drama hatten dem 33-Jährigen sichtlich zugesetzt. „Ich freue mich darauf, endlich nach Hause zu können, die Familie in den Armen zu haben und zu wissen: Es ist alles abgehakt“, sagte Frenzel nach physisch und vor allem psychisch fordernden Tagen in China.
Im heimischen Flossenbürg warten bereits Frau Laura und die Kinder Philipp (15), Leopold (6) und Emma (4), die Frenzel gerade während seiner Zeit in der Hotel-Isolation zur Seite gestanden hatten. Die Silbermedaille zum Abschluss sieht der dreimalige Olympiasieger als Lohn für die Entbehrungen. „Damit habe ich etwas sehr Persönliches bekommen. Es war doch eine schwierige Zeit“, sagte er vor dem für Samstag geplanten Rückflug.
Von einem Happy End seiner vierten Winterspiele wollte Frenzel dennoch nicht sprechen. „Mit diesen Worten tue ich mich schwer“, sagte er. Schließlich habe sein körperlicher Einbruch die Medaille in Gefahr gebracht. „So ausgepowert war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. Und das will was heißen nach all den Jahren“, sagte Frenzel.
Seit 15 Jahren ist der Sachse schon auf höchstem Niveau dabei. Kein Wunder, dass sich die Frage nach der Zukunft stellt. „Sehr wahrscheinlich war das mein letzter olympischer Wettkampf“, sagte Frenzel. Wann genau Schluss ist, will er nach Saisonende entscheiden: „Dann finde ich sicher den Moment, mir Gedanken zu machen.“
Frenzels Situation steht exemplarisch für den Umbruch, der dem DSV-Team bevorsteht. Auch Bundestrainer Hermann Weinbuch hat angekündigt, dass seine zehnten Winterspiele die letzten waren. Zudem werden die langjährigen Erfolgsgaranten Johannes Rydzek (30) und der nicht für Peking qualifizierte Fabian Rießle (31) in vier Jahren längst ihren Zenit überschritten haben.
Künftiger Kopf des DSV-Teams ist somit Olympiasieger Vinzenz Geiger (24), auch sein Oberstdorfer Clubkollege Julian Schmid (22) macht Hoffnung auf eine Fortsetzung der deutschen Erfolgsgeschichte. Aber sonst? „Wir sind schon in jungen Jahren zu weit weg von der Weltspitze“, mahnt Weinbuch: „Es fehlt am Druck von unten.“
Noch allerdings hat die goldene Generation nicht genug, Frenzel dachte schon am Freitag an den bevorstehenden Weltcup in Finnland. Zunächst aber wartet die Familie. Schon während der Quarantäne sei er „gedanklich kurz davor“ gewesen zu sagen: „Okay, ich möchte jetzt eigentlich nur noch heim“, verriet er bei Sky Sport News. Dieser Wunsch geht nun in Erfüllung – mit Silber im Gepäck. sid