Peking – Victoria Carl trotzte tapfer dem Wind und der Eiseskälte, zu einem erneuten Coup oder gar einem Angriff auf Langlauf-Königin Therese Johaug fehlte aber die Kraft: Vier Tage nach ihrem sensationellen Teamsprint-Triumph ist „Golden Girl“ Carl im olympischen Kälte-Marathon über 30 km auf einen achtbaren zwölften Platz gelaufen. Die 26-Jährige verlässt Peking mit einer stolzen Bilanz und zwei Medaillen im Gepäck.
„Ich bin leider aus der Gruppe rausgefallen, hatte ein kleines Malheur mit der Russin, und dann war der Schwung weg“, sagte Carl, die über weite Strecken alleine unterwegs war: „Ich habe versucht, mein Rennen zu machen, und bis auf die letzte Runde war es echt super – dann kam der Wind auf. Aber alles in allem war es eine megageile Olympiade.“
Die letzten Goldmedaillen gingen bei klirrenden Minusgraden und schneidendem Wind an die zum dritten Mal erfolgreiche Johaug sowie den Russen Alexander Bolschunow, der am Samstag bei den Männern die von 50 auf 28,4 km verkürzte Königsdisziplin gewonnen hatte. Dort sorgte Jonas Dobler auf Rang 20 als bester Deutscher für ein respektables Ergebnis.
Carl hielt sich vier Tage nach ihrem sensationellen Triumph an der Seite von Katharina Hennig und acht Tage nach Staffel-Silber zunächst in der ersten Verfolgergruppe, musste aber abreißen lassen und hatte im Ziel gut fünf Minuten Rückstand auf Johaug. Rang zwölf war dennoch achtbar: Besser war über 30 km zuletzt Evi Sachenbacher bei ihrem vierten Platz 2010 in Vancouver.
Nicht zu schlagen war einmal mehr Norwegens Skilanglauf-Königin Johaug, die im letzten Olympia-Rennen ihrer Karriere ihr drittes Peking-Gold holte. Die 33-Jährige lag nach 1:24:54,0 Stunden stolze 1:43,3 Minuten vor Jessica Diggins (USA), es war der zweitgrößte Vorsprung der olympischen Dreißiger-Geschichte. Wobei sich die US-Amerikanerin neben der Kälte auch npch mit den Folgen einer Lebensmittelvergiftung plagte, die sie sich Tags zuvor zugezogen hatte, „Das war eine der härtesten Sachen, die ich je in meinem Leben gemacht habe“, sagte sie NBC, „ich dachte, ich sterbe auf der Ziellinie.“ Bronze ging an Kerttu Niskanen (Finnland).
Für das deutsche Loipen-Team von Bundestrainer Peter Schlickenrieder endeten damit auch so höchst erfolgreiche Winterspiele mit Gold (Teamsprint) und Silber (Frauenstaffel) – den ersten Medaillen bei Großereignissen nach acht Jahren. Schlickenrieder war zum Abschluss entsprechend rundum zufrieden: „Wir fahren glücklich nach Hause.“ sid/mm