Abstiegskampf
„Ich brauch’ ein Bier, denn das Spiel heute regt mich richtig auf“, sagte Florian Niederlechner. Was der Augsburger Angreifer hinter sich hatte: einen Sturmlauf gegen den SC Freiburg, einen klaren Vorteil bei Ecken, Spielanteilen, Torabschlüssen, alles „richtig gut“. Doch das Ergebnis war der Widerspruch dazu: 1:2-Heimniederlage, nicht weggekommen von Platz 16.
„Es ist nicht einfach für die Birne, wenn du hinten drin hängst“, sinnierte Niederlechner über ein altes, aber großes Thema des Sports: Siege und Niederlagen entstehen im Kopf. Sein Beispiel stand aufseiten des Gegners: Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, der Freiburgs Siegtor erzielt hatte. „Wenn das Selbstvertrauen da ist, dann spielst du so wie er.“
Im finalen Anrennen hatte der FC Augsburg noch zwei Chancen durch Gregoritsch und Finnbogason, „die Bank ist schon aufgesprungen“, berichtete Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter. Die Bank sank dann aber in sich zusammen: zweimal daneben, es blieb beim 1:2. Das einzige kleine Glück war, dass Stuttgart, der Tabellen-17., auf Abstand blieb, weil er sich mit der letzten Aktion seines Spiels noch den Ausgleich des VfL Bochum einfing.
Und auch das ist eine Geschichte von Erfolgs- und Misserfolgssträhne. Bochum: Hat letzte Woche die Bayern geschlagen und daher die nervliche Stärke, in Gestalt von Eduard Löwen, der kein Elfmeterspezialist ist, einen Nachspielzeit-Strafstoß zu versenken. Andersherum ist der kriselnde VfB die Mannschaft, die solch ein Geschenk offeriert. Konstantinos Mavropanos grätschte den Bochumer Sebastian Polter ungelenk um. Ausgerechnet Mavropanos – Sportdirektor Sven Mislintat nennt ihn „unseren Leader“. Er gilt als wertvollster Spieler des Teams. „Das Gegentor passt ins Gesamtbild der Saison“, sagte VfB-Coach Pellegrino Matarazzo. Seine Spieler lagen auf dem Boden, als hätten sie verloren.
FCA, VfB – wer unten steht, patzt hinten und ist vorne schludrig. Gegenteilig tritt Arminia Bielefeld auf, das auch ein Abstiegskandidat ist, aber unaufgeregt damit umgeht. Man braucht knappe Siege, sie sind ein Fundament – und mit einem 1:0 gegen Union Berlin baut Trainer Frank Kramer an einem weiteren Jahr in der Bundesliga. Es war in seiner einjährigen Amtszeit das 13. Spiel ohne Gegentor. Dank defensiver Stabilität nimmt Bielefeld viele Unentschieden mit, das gleicht aus, dass das 1:0 über Union erst der zweite Heimsieg der Saison war.
„Um Chancen zu nutzen, bedarf es einer gewissen Coolness, Überzeugung, Leichtigkeit“, erklärte der Berliner Trainer Urs Fischer, meinte damit eigentlich, dass seine Mannschaft auf all diese Faktoren derzeit nicht setzen kann, beschrieb aber vor allem die Stärke der Arminen, die durch Masaya Okugawas achten Saisontreffer genau dann zuschlugen, als ihr Kontrahent immer dominanter wurde.
Corona
Vor einem, erst recht vor knapp zwei Jahren waren das Meldungen, die nicht in Nebensätzen verpackt wurden: Wer im Profifußball gerade an Corona infiziert ist. Heute ist es noch eine beiläufige Erwähnung, wenn Akteure deswegen fehlen. Manchmal wird es einem erst bewusst, wenn die Rückkehr von XY „nach einer Corona-Infektion“ bekannt gegeben wird,
Vielleicht ganz gut, dass Freiburgs Trainer Christian Streich daran erinnert, dass ein Verlauf nicht immer ein milder sein muss. Johnny Schmid hatte beim 2:1 in Augsburg seinen ersten Startelf-Einsatz seit Infektion im August, für 55 Minuten reichte die Luft. Streich: „Er hatte schwer Corona mit kritischen Phasen, das hätte auch ganz anders laufen können mit Long-Covid. Wir hatten ein paar Monate große Sorgen.“ GÜNTER KLEIN