„Das Menschliche hat gefehlt“

von Redaktion

Auch nach den Peking-Spielen hält die Kritik deutscher Athleten an

Frankfurt/Main – Hoch über den Wolken zogen die deutschen Olympia-Stars Bilanz. Was bleibt hängen von den Winterspielen in Peking? Zwölf Goldmedaillen, zehn silberne und fünf bronzene. Natürlich! Doch die vergangenen Wochen in der olympischen Parallelwelt haben nicht nur sportlich Spuren hinterlassen.

Die Menschenrechtssituation in China, das Thema Nachhaltigkeit und die fragwürdige Rolle des IOC – all das beschäftigte die deutschen Athleten, auch als das olympische Feuer längst erloschen war. Noch in 50 Jahren werde er sagen können, so Erik Lesser, 33, im Deutschlandfunk: „Leute, egal was gekommen ist, Peking war immer schlimmer.“

Der letzte Teil des Team D um Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich sowie die Golden Girls Laura Nolte und Victoria Carl war am Montagnachmittag noch gar nicht in Frankfurt gelandet, da hatte der Biathlet sein Urteil bereits gefällt. Zwar hätten die Wettkämpfe olympischen Charakter gehabt, „aber das Menschliche hat komplett gefehlt“, sagte Lesser: „Es war alles wie aus dem Reagenzglas gezaubert.“

Einmal in Fahrt bekamen bei Lessers Rundumschlag vor allem das IOC und dessen deutscher Präsident Thomas Bach ihr Fett weg. „Ich bin einfach nur enttäuscht, dass Thomas Bach kritische Nachfragen einfach so wegwischt“, monierte Lesser: Er hätte sich „von einem Präsidenten mit ordentlich Rückgrat gewünscht, dass man schon ein paar kritischere Töne Richtung chinesische Regierung richtet“.

DOSB-Präsident Thomas Weikert zog nach seinen ersten Olympischen Spielen als Verbandschef mit 27 Medaillen ein „sehr gutes“ sportliches Fazit. Dennoch kommt auch er „mit gemischten Gefühlen zurück“. Weikert lobte die Organisation, die „freundlichen Volunteers“ und die „unvergleichlich schönen Wettkampfstätten. Doch es stelle sich auf der anderen Seite das Problem der „Nachhaltigkeit. Wenn man sieht, was in den Berg hineingezimmert worden ist“.

Zudem habe sich an der Menschenrechtssituation in China nichts geändert. „Sie ist problematisch“, sagte Weikert. Nicht nur er dürfte froh sein, dass 2026 mit Mailand/Cortina nicht bloß eine Wintersportnation die nächsten Spiele ausrichtet sondern sie auch in einem demokratischen Rahmen stattfinden.

Kein gutes Haar ließ der Verein Athleten Deutschland an den Peking-Spielen. Zwar hätten die Leistungen und sportlichen Erfolge der Athleten und Athletinnen „uns begeistert“. Doch Sportlerinnen und Sportler würden vom Ringeorden „als Schauspieler in einem Theaterstück betrachtet“, das er gemeinsam mit China aufgeführt habe.

Es werde künftig, das forderten die Athleten Deutschland, „rote Linien bei Vergabeentscheidungen geben müssen, deren Entscheidungskriterien auf Menschenrechtsstrategien fußen. Der Gigantismus muss glaubwürdigen Nachhaltigkeitskonzepten weichen.“ Man hoffe, dass die Winterspiele in Peking „zumindest noch als Wendepunkt in der Geschichte des Sports eingehen können“.  sid

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