Der Druck auf Hütter steigt enorm

von Redaktion

Nach dem zweiten 0:6-Debakel innerhalb von zwei Monaten wächst in Gladbach der Frust

Dortmund – Adi Hütter hielt sein bärtiges Gesicht stur in den peitschenden westfälischen Regen. „Nach dem 0:3 sind wir in unsere Einzelteile zerfallen, das geht gar nicht“, sagte der Trainer von Borussia Mönchengladbach nach dem 0:6-Debakel bei Borussia Dortmund zerknirscht. Der Druck steigt enorm im Abstiegskampf, auch auf Adi Hütter – doch wer sollte ihn entlassen?

Der neue Sportdirektor Roland Virkus, Nachfolger des machtvollen Max Eberl, erweckt jedenfalls mit seiner eher hemdsärmeligen Art nicht den Eindruck, dass er nun knallhart handeln wird. Er hat auch kaum das Mandat dafür: Bei seiner Vorstellung erzählte Präsident Rolf Königs (80) freimütig, der Nachwuchskoordinator sei bei der Suche die bestenfalls vierte Wahl gewesen.

Gladbachs Scouting-Chef Steffen Korell und zwei externe, laut Königs auch „sehr interessante“ Kandidaten hatten abgewunken. Sie wollten ihre Verträge anderswo erfüllen.

Beim Blick auf die weitere Liste derjenigen, die extern noch nicht angesprochen worden waren, sei den Verantwortlichen dann intern der Name Virkus eingefallen. Es ist eine recht bequeme Lösung, eine für eine Übergangssaison.

Die Gladbacher haben dadurch zur Unzeit aber keinen starken Mann an Deck, dabei ist die Lage brisant. Der Verein hat einen Absturz aus dem Champions-League-Achtelfinale 2021 in den Abstiegskampf hingelegt, das andere Debakel gegen den SC Freiburg (ebenfalls 0:6) ist auch gerade mal zweieinhalb Monate her.

Zudem stehen gnadenlose Wochen der Erkenntnis bevor. Die nächsten drei Gegner kommen allesamt aus dem Tabellenkeller und stecken selbst in der Krise: Wolfsburg, Stuttgart, Hertha BSC.

Rutscht Gladbach dem vier Punkte entfernten Relegationsplatz entgegen, wird Hütter kaum zu halten sein. „Wir machen einfach viel zu viele Fehler in allen Bereichen. Deshalb stehen wir auch da, wo wir momentan stehen“, sagte Christoph Kramer. Allerdings verführen mehrere Umstände dazu, mit Hütter weiterzumachen. Einerseits hat er 7,5 Millionen Euro Ablöse gekostet, die verbrennt ein Verein nicht gerne. Andererseits war Gladbach gegen Dortmund sehr lange gleichwertig, hätte locker vier Tore erzielen können. Erst am Ende klappte es zusammen, was laut Hütter „schärfstens zu kritisieren ist“. Jonas Hofmann hatte genervt von einer „unreifen Leistung“ gesprochen.  sid

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