München – Bayern quälte sich am Sonntag gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth zum Sieg. 4:1 nach Rückstand und zwei späten Toren. Bei Julian Nagelsmann stand die Erleichterung nach einer beschwerlichen Fußball-Woche mit dem 2:4 in Bochum und dem 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Salzburg über allem anderen. „Der Sieg ist sehr wichtig, manchmal wichtiger als die Art und Weise“, betonte der Coach: „Die drei Punkte sind bedeutend für uns, deshalb freuen wir uns darüber.“ Bayern verteidigte den Sechs-Punkte-Vorsprung auf Verfolger Dortmund.
Eine Sache beschäftigt Nagelsmann allerdings: die Attacke-Konditionierung seiner Profis und die offenbar damit verbundene Wackelabwehr. Bei vier Bayern-Angreifern gegen acht verteidigende Gegenspieler „musst du sehr ballsicher sein und mit wenig Risiko spielen und das Spiel ein bisschen mehr auf Kontrolle auslegen“, sagte der Fußballlehrer. Es gehe viel um Ballsicherheit, Balance auf den Positionen im defensiven Mittelfeld. Dort stehen dem FC Bayern aktuell Joshua Kimmich, Marcel Sabitzer, Marc Roca und Jamal Musiala zur Verfügung. Leon Goretzka plagen weiterhin Patellasehnen-Probleme, Corentin Tolisso (27, Vertrag läuft aus) fällt nach seinem gegen Fürth zugezogenen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel wochenlang aus.
Nagelsmann erklärte: „Die Spieler sind darauf gepolt, schnell Richtung Tor zu spielen. Wir haben aktuell keinen, der extrem gern draufsteigt und das Spiel beruhigt. Dann musst du als Trainer versuchen, diese Art und Weise gewinnbringend zu nutzen, indem du über 70 Tore schießt in der Bundesliga. Immer mal auf Kosten, dass mal was passieren kann.“
Schon Anfang Februar sprach Nagelsmann das Thema Geduld im Angriffsspiel an, hatte vor dem Leipzig-Spiel (3:2) eine Diskussion mit zwei seiner Stars darüber, dass sein Team die Situationen zu schnell ausspielen wolle. Diese Tor-Gier sei laut Ansicht des Trainers grundsätzlich lobenswert. Doch gegen Mannschaften, die die ersten Aktionen gut verteidigen, könne dies zu Defensiv-Problemen führen. „Du wirst sehr viele Spieler nicht dazu hinbringen, dass sie Ballschieber werden. Das ist schwierig“, sagte Nagelsmann am Sonntagabend. Stellt sich die Frage: Braucht Bayern einen Taktgeber wie Xabi Alonso es zwischen 2014 und 2017 in München war?
Ein Mittelfeldspieler, der aktuell mit einem Bayern-Wechsel im Sommer in Verbindung gebracht wird, ist Ryan Gravenberch (19/Vertrag bis 2023) von Ajax Amsterdam. Nach Informationen unserer Zeitung findet Nagelsmann den Spieler gut. „Er ist ein großer Spieler, körperlich stark, aber auch sehr gut mit dem Ball. Er hat eine sehr gute Technik, ist sehr gut im Stellungsspiel und ein Spieler, der die Abwehr mit der Offensive verbindet“, schwärmt Bart Veenstra vom Online-Medium Ajax Showtime: „Wenn Nagelsmann einen Mittelfeldspieler sucht, der das Spielgeschehen steuern kann, hat er mit Gravenberch den richtigen. Er bewegt sich wie eine Schlange auf dem Platz.“
Gravenberch wird von Berater Mino Raiola (Klienten u.a. Haaland, Pogba, de Ligt) betreut. Laut der Tageszeitung „De Telegraaf“ soll der FC Bayern bereits Kontakt mit der Spielerseite haben.