Duell mit Zündstoff

von Redaktion

Kurz nach der Eskalation in der Ukraine treffen Bayerns Basketballer auf ZSKA Moskau

VON PATRICK REICHELT

München – Marko Pesic war auf Reisen als die Situation in der Ukraine eine neue Dimension erreichte. Erst gestern Nachmittag schwebte der Chef der Basketballer des FC Bayern wieder in München ein. Und war merklich bemüht, die Weltpolitik vom Audi Dome fern zu halten. An diesem Donnerstag (19 Uhr) bekommen es seine Profis in der Euroleague mit ZSKA Moskau zu tun. Es ist die erste deutsch-russische Sportbegegnung seit der neuen Eskalation des Konfliktes.

„Wir wollen das ganz klar trennen“, sagte Pesic, „wir wollen uns auf den Sport konzentrieren“. Aus der Sicht des Clubs ist das nachvollziehbar. In der Euroleague hat der Endspurt im Kampf um die Playoff-Plätze begonnen, die Bayern brauchen dringend jeden Sieg. Vor allem zuhause, vor allem gegen einen direkten Rivalen im Rennen um die Top-8.

Für die andere Seite gilt das gleiche. Für Johannes Voigtmann etwa, der seit 2019 bei ZSKA spielt. Der Nationalspieler blockte Gespräche über die politischen Entwicklungen ab („Dafür habe ich gerade keinen Kopf“). Hinzu kommt, dass die beiden Clubs seit langem ein gutes Verhältnis miteinander pflegen. Der Draht zum mächtigen ZSKA-Chef Andrey Vatutin und Kollegen war wohl meist ein enger.

Doch kann man es wirklich unpolitisch halten, gerade dieses Duell mit dem Zentralen Sportclub der Moskauer Armee? ZSKA mag nicht mehr das sein, was es einmal war – der derzeit vornehmlich von einem russischen Nickelriesen finanzierte Großclub ist seit langem ein knallharter Profibetrieb. Doch die Verbindungen des Clubs mit dem Abonnement für das Euroleague-Finalturnier ins Moskauer Verteidigungsministerium sollen noch immer rege sein.

Wie die Dinge stehen, haben die Bayern auch von Seiten der Anhänger keine größeren Protestaktionen zu erwarten. Zumindest von Seiten der organisierten Fans gibt es keine Pläne. Ob es individuelle Aktionen gibt, wird sich zeigen. Claudia Zirngibl, die Chefin des Fanclubs Big Reds, hält es aber für „doch eher unwahrscheinlich“.

Immerhin ist Zirngibl für eine Wendung des viel kritisierten Spielplanes dankbar. Denn der sah die drei Russlandreisen zu ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und UNICS Kasan bereits in der Vorrunde vor. Weitere Begegnungen mit russischen Clubs in einem möglichen Viertelfinale sind nach derzeitigem Stand eher unwahrscheinlich. Nun sind Auswärtsreisen für die Fangemeinden seit geraumer Zeit ohnehin kaum möglich – mit Blick auf die Pandemiesituation lassen nur denkbar wenige Clubs in Europa Gästefans zu. In Russland etwa sind die Corona-Beschränkungen derzeit besonders streng. Aber für Zirngibl, die vor Corona zu den Viel-Reisenden gehörte, ist auch klar: „So wie die Situation ist, würden wir auch unter anderen Umständen nicht hinfahren, das ist ganz klar.“

Für den Münchner Club stellt sich die Frage dementsprechend auch nicht. „So wie es aussieht, werden wir wohl erst nächste Saison wieder nach Russland reisen“, sagte Marko Pesic, „momentan ist das sicherlich auch besser so.“

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