München – Wladimir Putin (69) ist Träger des Schwarzen Gürtels. Zu seinem 60. Geburtstag bekam er vom Internationalen Judoverband (IJF) den 8. Dan der Meisterstufe – als erster Russe überhaupt. Verliehen hat ihn ihm IJF-Präsident Marius Vizer (64). Der Rumäne ist einer von vielen guten Sport-Freunden des russischen Präsidenten. Im Radsport, Fechten, Schach, Schießen und Boxen sitzen russische Oligarchen (siehe unten) als Putins Sport-Soldaten jeweils sogar an der Vereinsspitze. Durch Gazprom und andere Investoren hat sich der Kreml-Boss auch tief bis in das Fußball-Netzwerk gedribbelt. Warum er das alles macht? Sport bringt Macht.
„Putin erweckt oft patriotische Gefühle. Die Sportler werden als Helden gefeiert und ihre Erfolge dienen der Leistungsschau“, sagt Robert Kempe, der seit zehn Jahren für die ARD und den WDR über die Zusammenhänge von Sport und Politik berichtet. Dass er seine Gefolgsleute in den Verbänden positioniert, ist kein Zufall. „Er will Einfluss und im Gespräch bleiben“, sagt Kempe, der vor der Fußball-WM 2018 selbst erfahren durfte, wie weit Putins Arm reicht. Kurz vor Turnierbeginn wurde ihm seine Akkreditierung, nach vorheriger UEFA-Zusage, von Russland nach einem „Hintergrund-Screening“ entzogen und erst auf mehrfache Nachfrage seines Arbeitgebers doch wieder erteilt. Dass Putins Plan aufgeht, zeigte die Rangliste der IOC-nahen Online-Seite „Around the Rings“, die ihn 2014 als zweit-einflussreichste Person im Sport aufführte.
Dass seine Position und die Russlands durch die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine geschwächt werden, glaubt Kempe nicht: „Der Sport ist nicht bekannt dafür, kritisch mit seinen Geldgebern umzugehen. Wie das Beispiel China zeigt, tut er sich ja schon schwer damit, bei dem Thema Menschenrechte klar Stellung zu beziehen.“
Dabei wäre es beispielsweise für die UEFA ein Leichtes, das Finale der Fußball-Königsklasse aus St. Petersburg an einen anderen Ort zu verlegen. Präsident Aleksander Ceferin (54) dürfte darauf aber wenig erpicht sein. Der Slowene, übrigens auch Schwarzer-Gürtel-Träger, schaffte es 2016 aus dem Nichts auf den Thron. Russlands skandalumwitterter Ex-Sportminister Witali Mutko soll ihn dabei protegiert und unterstützt haben. Obendrein ist Gazprom, Hauptsponsor bei Zenit St. Petersburg, Premiumpartner der Champions League.
Dass Russland letztendlich wenig Auswirkungen zu befürchten hat, zeigt auch der Umgang mit dem staatlich organisierten Olympia-Dopingskandal 2014 in Sotschi. Der Sportgerichtshof CAS halbierte seine ohnehin eher weichen Sanktionen von zunächst vier auf zwei Jahre. Immerhin: Russland darf bis Ende 2022 keine Großereignisse austragen. Also eigentlich. Die Spiele der Fußball-EM 2021 zählten nicht dazu – kleines Schlupfloch. Gleiches gilt 2022 für die Formel 1 und die Volleyball-WM. 2023 findet die Eishockey-WM in St. Petersburg statt. Da ist Putin in seinem Element. Zu seinem 63. Geburtstag veranstaltete er zu seinen Ehren ein Spiel. Putins Team gewann 15:10, der Präsident schoss sieben Tore. Mit dabei: Ex-Profis, Politiker und einige Oligarchen.