Der Sport kontra Russland

von Redaktion

Erste Konsequenzen – Champions-League-Finale wird St. Petersburg entzogen

Berlin – Nach dem Schock über die Invasion Russlands in die Ukraine hat es auch im Weltsport die ersten harten Konsequenzen gegeben. Die Europäische Fußball-Union UEFA wird Präsident Wladimir Putins Heimatstadt St. Petersburg das für den 28. Mai geplante Champions-League-Finale entziehen. Der Beschluss zur Aberkennung der Gastgeberrolle soll auf der außerordentlichen Sitzung des Exekutivkomitees am Freitag beschlossen werden. Fraglich ist auch, ob der Supercup 2023 – wie derzeit noch geplant – im russischen Kasan stattfinden wird.

Unterdessen fordert der ukrainische Fußball-Verband (UAF) den Ausschluss russischer Mannschaften von internationalen Wettbewerben. Einen entsprechenden Appell werde das UEFA-Exekutivkomitee an den Weltverband FIFA und die UEFA richten, hieß es in einem Statement. Dabei gehe es um Russlands Nationalteam sowie russische Vereinsmannschaften in internationalen Wettbewerben.

Das Internationale Olympische Komitee verurteilte derweil den Bruch des olympischen Friedens. Das IOC sei „zutiefst besorgt“ über die Sicherheit der olympischen Gemeinschaft in der Ukraine, hieß es. Daher habe man eine Arbeitsgruppe zur Beobachtung der Lage einberufen, die auch humanitäre Hilfe für Athletinnen, Athleten und Sportfunktionäre koordinieren solle.

Auch viele Weltverbände müssen sich nun mit der Rolle Russlands und den ersten Boykott-Aufrufen auseinandersetzen. „Meine Meinung ist, dass ich dort nicht hin sollte und ich werde es auch nicht. Ich finde es falsch, in diesem Land zu fahren“, sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Er werde den für 25. September geplanten Grand Prix von Russland boykottieren. „Meine Entscheidung steht schon fest“, sagte der 34-Jährige.

Noch ist nicht klar, ob in Sotschi überhaupt gefahren wird. Am Donnerstagabend waren erste Beratungen der Rennställe und des Motorsport-Weltverbands Fia vorgesehen. „Wir sollten nicht in einem Land fahren, das Krieg führt, aber das gesamte Fahrerlager sollte darüber entscheiden“, sagte Weltmeister Max Verstappen.

Den Einmarsch Russlands in die Ukraine bezeichnete Vettel als „schockierend“. „Ich finde es grauenhaft zu sehen, was passiert ist“, sagte der Hesse: „Es tut mir sehr leid für die Unschuldigen, die ihr Leben verlieren und aus dummen Gründen und wegen einer komischen und verrückten Führung getötet werden.“

Ausnahmslos alle deutschen Sport-Spitzenverbände verurteilten die Schritte Russlands. „Krieg ist in jeder Form inakzeptabel – und mit unseren Werten des Sports unvereinbar“, hieß es seitens der Deutschen Fußball Liga. Die Welt dürfe „dem nicht tatenlos zusehen, die Ukraine bedarf unser aller Solidarität“, sagten die DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch und Hans-Joachim Watzke unisono. Christian Streich, Trainer des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, meinte, der Krieg sei „eine Katastrophe“. „Es ist hochgefährlich, was jetzt passiert, und total schlimm für die Menschen in der Ukraine.“

In der Ukraine werden in diesem Jahr zwar keine internationalen Großveranstaltungen im Sport ausgetragen, Auswirkungen hat die Krise möglicherweise aber auf viele europäische Wettbewerbe. Geplante Qualifikationsspiele der Basketball-WM der Männer und der Handball-EM der Frauen in der Ukraine sind bereits verlegt worden. In Russland stehen deutlich mehr Veranstaltungen im Sportkalender. Highlights sind neben dem Champions-League-Finale und dem Formel-1-Lauf auch die WM der Volleyballer und die Kurzbahn-WM der Schwimmer.

Zum Schutz seiner Athletinnen und Athleten verzichtet der Deutsche Skiverband bis auf Weiteres auf Wettbewerbe in Russland und der Ukraine. Die Entscheidung wurde gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund getroffen. Das Skicross-Nationalteam, das bereits zu einem Weltcup nach Russland gereist ist, „werden wir so schnell wie möglich nach Deutschland zurückholen“, sagte DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach.

Unklar ist noch, wie der Ski-Weltverband Fis mit den noch in Russland geplanten Weltcup-Veranstaltungen umgeht. Nach dpa-Informationen soll bis Sonntag beraten werden, ob das Saison-Finale der Langläufer vom 18. bis 20. März in Tjumen und die Frauen-Skispringen vom 18. bis 27. März in Nischni Tagil und Tschaikowski stattfinden können.

Vor dem nächsten Weltereignis im Sport, den am 4. März beginnenden Winter-Paralympics in Peking, sind Konsequenzen noch nicht absehbar. Waleri Suschkewitsch, Präsident des ukrainischen Paralympischen Komitees, habe dem Internationalen Paralympischen Komitee jedoch mitgeteilt, dass seine Athleten antreten möchten. „Aber das Team nach Peking zu bringen, wird eine riesige Herausforderung“, sagte IPC-Präsident Andrew Parsons.

Mit rascher Konsequenz reagiert die Telekom und nahm die gestrige BasketballÜbertragung des Euroleague-Spiels FC Bayern – ZSKA Moskau bei seinem Internet-Angebot MagentaSport aus dem Programm. „Auch die weiteren Partien mit russischer Beteiligung entfallen bis auf Weiteres“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. „Wir bitten die Fans um Verständnis.“  dpa

Artikel 1 von 11