Barcelona – Der Sotschi-Grand-Prix fällt aus, das Haas-Team reagiert auf seinen russischen Sponsor – und Ex-Boss Bernie Ecclestone sorgt mit kontroversen Aussagen für Aufregung: Der Krieg in der Ukraine hat am Freitag auch die Formel 1 gehörig durcheinandergewirbelt.
Mick Schumachers Rennstall Haas hat weitere Konsequenzen für das aus Russland mitfinanzierte Team nach dem russischen Angriff auf die Ukraine offengelassen. „Wir müssen all die rechtlichen Fragen klären, über die ich erst nächste Woche sprechen kann“, sagte Haas-Teamchef Günther Steiner am Rande der Testfahrten in Barcelona. Offen erscheint damit die Zukunft des russischen Bergbauunternehmens Uralkali als Hauptsponsor, aber auch die Frage nach der Weiterbeschäftigung von Schumachers russischem Teamkollegen Nikita Masepin. Dessen Vater Dmitri Masepin ist Mehrheitseigentümer von Uralkali.
Bereits klar ist hingegen, dass die Formel 1 in dieser Saison nicht in Sotschi (25.9.) fahren wird. Es sei „unter den derzeitigen Umständen“ unmöglich, den Großen Preis von Russland auszutragen, hieß es in einer Mitteilung. Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (91) sieht darin eine große „Doppelmoral“ und kritisiert die Verantwortlichen.
Bei den Fahrern hingegen stieß die Absage auf breite Zustimmung. „Ich hätte es schwierig gefunden, in ein Flugzeug zu steigen und in einem Land zu fahren, das sich gerade im Krieg befindet“, sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Valtteri Bottas (Alfa Romeo) erklärte: „Man kann nicht vorhersehen, was in ein paar Monaten sein wird. Das ist zweifellos die richtige Entscheidung.“
Das Haas-Team hatte am dritten und letzten Testtag auf das Sponsoren-Logo von Uralkali auf seinem Wagen verzichtet. „Als Team haben wir in diesem Moment die richtige Entscheidung getroffen, auch um ein Zeichen an alle zu senden“, erläuterte Steiner. Team-Eigentümer Gene Haas stehe hinter der Entscheidung. Auch deshalb wird schon spekuliert, wer Nachfolger von Mazepin werden könnte. Nico Hülkenberg wäre ein Kandidat, aber Aston Martin müsste seinen deutschen Testpiloten freigeben. Ferrari will unterdessen versuchen, seine Junioren bei Haas unterzubringen. Antonio Giovinazzi ist jedoch mittlerweile in der Formel E engagiert, und der hochtalentierte Robert Shwartzman hat wie Mazepin einen russischen Pass – sein Engagement kommt deshalb kaum infrage. Am wahrscheinlichsten ist eine Verpflichtung des Australiers Oscar Piastri (Testfahrer bei Alpine).
Seine ganz eigene Meinung zum Einmarsch Russlands in der Ukraine hat Ex-Formel-1-Boss Ecclestone. „Die letzten Tage habe ich natürlich nicht mit Putin telefoniert, davor aber schon das eine oder andere Mal,“ sagte Ecclestone, der mit Russlands Präsidenten den Sotschi-GP auf die Beine stellte. „Niemand will Krieg. Aber Putin sah sich gezwungen, es jetzt zu tun. Er fühlte sich extrem von der NATO bedroht. Man kann es mit jemandem vergleichen, der unbedingt wieder einen Bodyguard braucht. Und den holt sich Putin jetzt mit der Ukraine. Das soll keine Entschuldigung sein, nur eine Erklärung.“
Dass Istanbul als Ersatzrennen für Sotschi geplant ist, kritisiert der Brite. „Das zeigt doch nur, wie doppelmoralisch alles ist. Warum fährt die Formel 1 denn in Saudi-Arabien? Dort kassieren sie richtig ab. In einem Land, wo bewiesen ist, dass ein Journalist von der Regierung getötet wurde (gemeint ist Jamal Khashoggi, die Red.) und damit in brutalster Weise die Pressefreiheit mit Füßen getreten wurde.“ rb, mm